Adventskalender 14

Diana Festl-Pell

Vor einer Woche, im Adventskalender 7, haben wir bereits erzählt, dass der chinesische Weihnachtsmann eigentlich ein Finne ist und das chinesische Weihnachtsdorf einem berühmten lappländischen Dorf nachempfunden wurde.

Der finnische Weihnachtsmann heisst Joulupukki und verfügt neben seinem Stammsitz am Korvatunturi, dem „Ohrenberg“, über diverse Auslandsvertretungen. Sein Deutschlandbüro nimmt sogar Bestellungen echter Weihnachtspost vom Polarkreis entgegen. Wenn Sie an einem derartigen Brief vom Joulupukki interessiert sein sollten, müssen Sie sich jedoch beeilen: Bestellungen aus EU-Ländern und der Schweiz, die pünktlich zum Weihnachtsfest eintreffen sollen, müssen spätestens heute, am 14. Dezember, getätigt werden!

 

Adventskalender 13

Inke Nyborg

Dieser Tag ist Schweden gewidmet. Aufmerksame Leser der Finanzpresse werden sich erinnern, dass vor Kürze Schweden’s Finanzminister Anders Borg von der Financial Times zum besten europäischen Finanzminister des Jahres 2011 gewählt wurde. Besonders gelobt wurde Borg von der Financial Times für „for spotting early the need to strengthen the banks and tactfully explaining how Europe could learn from Sweden’s 1990s crisis in the sector.“ Angeblich war Borg’s Opponent, Tommy Waidelich, nicht beeindruckt von dieser Auszeichnung und tat es ab mit den Worten „the competition was not very harsh.“

Schwedische Familien werden heute, am 13. Dezember, das Luciafest feiern, ein vorweihnachtlicher Brauch, der für viele in Skandinavien den offiziellen Beginn der Weihnachtszeit einläutet. Die wichtigsten Elemente sind das Tragen von weissen Gewändern und Kerzen, der Verzehr von traditionellem Gebäck und das Singen von Lucialiedern. Die Feierlichkeiten beginnen meist am Morgen in der Familie und setzen sich in Kindergärten und Schulen fort. Ein Mädchen, in der Familie traditionell die älteste Tochter, spielt die Lucia. Sie trägt ein weißes Gewand, ein rotes Band um die Taille und einen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf. Ihr folgen oft weitere Mädchen, die Kerzen in den Händen halten, sowie manchmal auch „Sternenknaben, Pfefferkuchenmännchen und Wichte“ in einer regelrechten Prozession. Das schwedische Museum Skansen hat dazu mehr Informationen.

Adventskalender 12

Inke Nyborg

Eines der bekanntesten Weihnachtslieder im englischsprachigen Raum ist The Twelve Days of Christmas. Ursprünglich ein Kindereim, wurde es erstmals 1780 in einem Kinderbuch veröffentlicht. Das Lied listet in einer Art Zählgeschichte die zwölf Geschenke auf, die der Sänger des Liedes von seiner „true love“ zwischen dem Weihnachtstag und dem Dreikönigstag erhalten hat. Bei den Geschenken handelt es sich um zwölf Trommler, elf Dudelsackspieler, zehn Tänzer, neun Tänzerinnen, acht Mägde, sieben Schwäne, sechs Gänse, fünf goldene Ringe, vier Kanarienvögel, drei französische Hühner, zwei Tauben und einem Rebhuhn in einem Birnenbaum. Die amerikanische Firma PNC Financial Services kalkuliert seit 1984 jedes Jahr die Kosten für den Kauf aller dieser Geschenke. In diesem Jahr stieg der Weihnachtspreisindex aufgrund der schwachen US-Wirtschaft um 3,5% im Vergleich zum Vorjahr. Die grösste Preissteigerung gab es interessanterweise nicht bei den Goldringen, sondern bei den Tauben (25%) und den Schwänen (12,5%).

On the twelfth day of Christmas, 
my true love sent to me 
Twelve drummers drumming, 
Eleven pipers piping, 
Ten lords a-leaping, 
Nine ladies dancing, 
Eight maids a-milking, 
Seven swans a-swimming, 
Six geese a-laying, 
Five golden rings, 
Four calling birds, 
Three French hens, 
Two turtle doves, 
And a partridge in a pear tree!

Adventskalender 11

Urs Birchler

Das Lichterfest in Lyon schien der ideale Anlass zur Flucht vor einem weiteren Zürcher Einkaufssonntag. Mit einer Einkaufstasche voller Lampen ist mir nun der Bückenschlag zwischen beiden Anlässen gelungen.

Aber eigentlich wollte ich hier über die schönste Weihnachts-Einkaufs-Geschichte der Welt schreiben: Die Kurzgeschichte Das Geschenk der Weisen (The Gift of the Magi von O’Henry). Eigentlich eine Ode an die Liebe, für die Ökonomen (auch) ein Beispiel für ein Coordination Game. Die Koordination im engeren Sinn gelingt zwar nicht, aber man kann auch so perfekt scheitern, dass es erst richtig schön ist. Ideal zum gegenseitig vorlesen unter dem Christbaum. Sogar Ökonom(inn)en heulen am Schluss.

Adventskalender 10

Monika Bütler

Nicht immer war die Adventszeit friedlich in der Schweiz. Im Dezember 1830 ging von der unzufriedenen Freiämter Bevölkerung ein – letztlich unblutiger – Aufstand aus.
Der sogenannte Freiämtersturm richtete sich gegen die Machtübernahme durch
liberale Kräfte im jungen Aargau nach der französischen Revolution. Der
katholisch konservativen Landbevölkerung missfiel die Stärkung des Kantons, die
vielen Regierungsverordnungen sahen sie als Eingriff in ihre althergebrachte
Lebensweise.

Am 5. Dezember 1930 rief Johann Heinrich Fischer, Wirt in Merenschwand, zu einem Aufstand auf und versammelte letztlich 6000 Freiämter, denen sich auch Regierungssoldaten anschlossen. Am 6. Dezember nahmen die Aufständischen Aarau an, besetzten das Zeughaus und das Regierungsgebäude und erzwangen Verhandlungen. Am 10. Dezember 1830 akzeptierte die Regierung die Forderung, eine neue Verfassung auszuarbeiten. Einige der verlangten Punkte der Freiämter wurden zwar erfüllt (tiefere Steuern beispielsweise), letztlich führte die neue Verfassung aber
nicht nur zu mehr Volksrechten und sondern auch zu einer Stärkung des von den
Freiämtern so gehassten Kantons.

Mehr zum Freiämtersturm hier.

Noch heute ist im Freiamt eine gewisse Skepsis gegenüber dem Kanton und insbesondere seiner Hauptstadt Aarau zu spüren. Meine Verwandten (meine gesamte Verwandtschaft stammt aus dem Freiamt) orientiert sich eher an Luzern, allenfalls Zürich oder Zug. Aufstände mit Ross und Reitern scheint es aber heute nicht mehr zu geben.

Adventskalender 9

Diana Festl-Pell

Neulich bei einem gemütlichen vorweihnachtlichen Fondue-Essen mit ehemaligen Studienkollegen: Hauptthema am Tisch – Euro-Schuldenkrise. Nach kurzem Meinungsaustausch, meinte ein Tischnachbar, sein Urgrossvater hätte einmal gesagt, er könne absolut nachvollziehen, dass die Deutschen generell so wenig sparen. Da spitzte ich schon sehr die Ohren, was jetzt kommen mochte. „Schliesslich hätte diese Generation ja die Hyperinflation und damit die absolute Geldentwertung miterlebt, da vergehe einem ja das Sparen.“ Das stimmt wohl. Ich denke an die Familiengeschichte meiner eigenen Urgrosseltern: 1919 kennengelernt und für die nächsten Jahre äusserst sparsam gelebt, um sich für die gemeinsame Zukunft und nach der Hochzeit ein kleines Häuschen bauen zu können, waren sie 1923 kurz vor ihrem Ziel. 1924 konnten sie sich von eben diesem jahrelang Ersparten noch einen Laib Brot kaufen. Einige Jahre später haben sie sich auf einem abschüssigen Gelände ausserhalb des kleinen Dorfes doch noch ihr 3-Zimmer Häuschen gebaut. Gleicher Schauplatz, 60 Jahre später: Ich bin als Kind begeisterte Künstlerin und lerne von meiner Uroma, wie man schöne Trockengestecke anfertigt und mithilfe von Steckschaum in Form bringt. Überall in ihrem kleinen Häuschen stehen tönerne Krüge und Vasen voll mit getrockneten Blumen- und Getreidebündeln. Einige Jahre später wird nach ihrem Ableben der Hausstand aufgelöst. Und was findet man da in all den Vasen und Krügen unter dem Steckschaum? Einige hundert 5 DM-Münzen! Zumindest sie hat also fleissig weitergespart, nur nicht mehr auf der Bank und nicht mehr in Scheinen.

Da lacht ein anderer Tischnachbar auf und meint, in der Schweiz sei ja das Misstrauen in den Staat nicht so gross gewesen, jedoch scheint nicht Jeder den Banken grösstes Vertrauen entgegengebracht zu haben. Er erzählt, dass sein Grossvater, als die Kinder beschliessen, das Elternhaus grundsanieren zu lassen, bei der ersten Besichtigung schreiend aus dem Keller gerannt kommt und meint, dort müsse einmal eine Wand gewesen sein, die jetzt nicht mehr da sei. Er rennt wiederum, von seinen Kindern verfolgt, in den Keller, tastet die noch stehenden Wände ab und zieht einzelne Ziegeln aus ihnen heraus. Was befindet sich dahinter? Ganze Bündel mit Geldscheinen!

Adventskalender 8

Inke Nyborg

Hinter dieser Tür im Adventskalender verstecken sich die Türen der Bibliotheken. Heute an diesem Tag vor über 400 Jahren (genau gesagt, im Jahr 1609) öffnete die Mailänder Biblioteca Pinacoteca Accademia Ambrosiana als zweite Bibliothek nach der Bodleian Library in Oxford ihren Leseraum für das Publikum. Ihre Türen für das allgemeine Publikum zu öffnen, waren grosse, gewagte Schritte für die alten, ehrwürdigen Bibliotheken. Ihre Hauptaufgabe war es in erster Linie, Schriften und Texte zu bewahren, nur in zweiter Linie war die Zugänglichkeit von Bedeutung. Zugang und Einsicht der Bücher war oftmals und eine lange Zeit nur einer ausgewählten Schicht der Bevölkerung vorbehalten. Mit der Digitalisierung von Bibliotheksbeständen seit den 1990er Jahren hat sich sehr viel verändert. Darunter hervorzuheben sind Bibliotheken, die zuvor besonders schwer zugänglich für das allgemeine Publikum waren, wie zum Beispiel die Vatikanische Apostolische Bibliothek.

Für diesen Tag im Advent möchten wir Ihre Augen auf die Ausstellung (noch bis zu dem 13. März 2012) der British Library zu den Royal Manuscripts – The Genius of Illumination richten. Unter diesen Manuskripten befindet sich ein besonderer Fund für die Adventszeit, ein Reiseführer für Jerusalempilger aus dem dreizehnten Jahrhundert. Dieser wurde aufgezeichnet und illustriert, mit Anmerkungen für jede einzelne Etappe des Weges, von einem der bekanntesten frühen Kartenschreibern, dem Benediktinermönch der St. Albans Abbey, Matthew Paris (c. 1200-1259). Interessanterweise ist Matthew Paris diesen über 5000 km langen Weg nie selbst gegangen. Auf diesem Link können interessierte Leser den Fussweg von London nach Jerusalem mit dem Finger auf den Karten von Matthew Paris nachzeichnen.

Adventskalender 7

Diana Festl-Pell

Bei ihrem ersten Besuch in Deutschland zur Adventszeit standen bei unseren chinesischen Freunden der Nürnberger Christkindlmarkt und das „Dauerweihnachtsdorf“ Rothenburg ob der Tauber auf dem Programm.

Dieses Jahr haben sie uns begeistert geschrieben, dass sie sich mit ihrem kleinen Sohn ein kürzlich eröffnetes chinesisches Weihnachtsdorf ansehen werden. Dieses Dorf liegt an der Grenze zu Russland und ist als kältester Ort Chinas bekannt. Um möglichst „originalgetreu“ Weihnachten zu feiern, haben sich die Planer dieses Dorfes Hilfe aus Finnland geholt: Das Vorbild für das Modell bildet ein Weihnachtsdorf in Lappland. Die Finnen schicken sogar einen multitalentierten Weihnachtsmann nach China, der neben Weihnachtspost-empfangen auch noch Hochzeitszeremonien durchführen wird.

Was vielleicht auch erklären mag, warum immer mehr chinesische Bräute die „Trauerfarbe“ weiss gegenüber dem traditionellen Rot bevorzugen – Wer möchte auf seinen eigenen Hochzeitsbildern schon mit dem Weihnachtsmann im Partnerlook abgelichtet werden?

Adventskalender 6

Monika Bütler

Am 6. Dezember war gemäss katholischer Liturgie das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Matthäus 25:14-30; Lukas 19,12-27) zu lesen: Drei Knechten wurden Geldstücke entsprechend ihrer Fähigkeiten anvertraut. Nach der Rückkehr ihres Herrn musste jeder Rechenschaft ablegen, was er mit dem Geld gemacht hatte. Die ersten beiden hatten ihr Kapital vermehrt und wurden entsprechend belohnt. Der Dritte hatte das Kapital im Versteck bewahrt. Die ersten beiden wurden von ihrem Herrn belohnt, der dritte wurde getadelt: „Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten.“ (Matthäus 25:27): Ihm wurde sein Talent wieder weggenommen und dem Erfolgreichsten gegeben mit der Begründung: „Wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ (Lukas 19:27)

Auf diese Geschichte geht der Brauch zurück, wonach der Heilige Nikolaus vor der Bescherung die Kinder befragt, ob sie denn auch brav und fromm gewesen seien. Kein Wunder werden in vielen Unternehmen zu der Zeit Lohnerhöhungen und Beförderungen bekanntgegeben.

Adventskalender 5

Inke Nyborg

Der Batzen, von seinem ersten Erscheinen im 16. Jahrhundert an, war ursprünglich eine Silbermünze, und ab dem 17. Jahrhundert aus Billon, eine Legierung aus Kupfer und Silber. Der Batzen war nie eine Goldmünze und es ist deswegen eine besondere Ehre, heute die französischen Goldmünzen zu beglückwünschen. Am 5. Dezember 1360 wurden nämlich in Frankreich die ersten Goldmünzen (Francs) eingeführt. Sie trugen ein Bildnis des Königs Johann II, König der Franken, deswegen ihr Name.

Nicht überraschend waren in der Geschichte Goldmünzen beim Volk begehrter als Silbermünzen. Goldmünzen waren feiner, leichter zu handhaben und weniger schwer im Sack. Ein Nachteil war jedoch, dass Gold ein sehr weiches Metall ist, und deswegen schon beim Schütteln oder Transport sich Goldstaub absetzen würde (”sweating of gold”). Der Banker Claudius Buchanan Patten (1828-1886) beschrieb dieses Phänomen in seinem Buch The Methods and Machinery of Practical Banking: ”Thus in weighing gold, in simply pouring it from the bag and pouring it back, quite an amount of gold dust can be detected upon the bottom of the scale dish.” Deswegen war das Verpacken und Transportieren von Goldmünzen eine Kunst. „Space must be left between the string and the gold so that the coins may have a chance to swim around loosely whenever the bag is moved. If tied closely the coins will cut and wear each other and also strain harder upon the bag. The simple tying of a bag of gold is an art. They are to be opened whenever they pass into new hands, and Paying-Tellers look for a particular, handy knot in the string, which can easily be untied without cutting, and the absence of such assures them that some green hand has last had the bag.“

Wer sich weiter über Batzen und Goldmünzen informieren möchte, dem sei ein Besuch in das Money Museum in Zürich an das Herz gelegt.