DigitalerFranken: ein Sprung nach vorn?

Den Zentralbanken wird es beim Thema Digitales Zentralbankgeld (CBDC) ernst. Die SNB hat heute in einer Pressemitteilung bekanntgegeben, dass sie zusammen mit der Schweizer Börse SIX (Medienmitteilung hier) zum ersten Mal echtes digitales Zentralbankgeld verwenden wird. Beteiligt am Pilotprojekt sind auch die Banque Cantonale Vaudoise, die Basler Kantonalbank, die Commerzbank, die Hypothekarbank Lenzburg, die UBS und die Zürcher Kantonalbank. Das Pilotprojekt läuft von Dezember bis Juni.

Grundlage des Pilotprojekts Helvetia III ist das Konzeptpapier Helvetia II. Die zu testende Implementierung ist eine hybride Lösung zwischen der Dezentralisierung nach dem Vorbild von Kryptowährungen und der Zentralisierung der herkömmlichen Währungen bei einer Zentralbank. Zentralisiert sind die Überwachung des Systems bei der SIX-Tochter SDX, die Ausgabe und Rücknahme der Geldeinheiten durch die SNB, sowie die kommerziellen Transaktionen bei den einzelnen Banken. Dezentralisiert wird die Verbuchung mittels einer Decentralized Ledger Technology (DLT), so wie sie bei Kryptowährungen üblich ist.

Das Pilotprojekt ist vor allem der Erprobung der technischen Lösungen gewidmet, so wie sie im Papier Helvetia II dargestellt sind. Mit der Einführung des digitalen Geldes will die SNB keine neue geldpolitische Strategie einführen. Dennoch bestehen Berührungspunkte mit der Geldpolitik:

  • Jede institutionelle Änderung, welche die Kosten des Zahlungsverkehrs beeinflusst, hat geldpolitische Auswirkungen. Zur Erinnerung: Die Einführung des Swiss Interbank Clearing, SIC, (und eine Änderung der Liquiditätsvorschriften) im Jahre 1988 führten zu einem Anstieg der Inflation).
  • Das Projekt sieht Brutto-Echtzeit-Abwicklung vor (wie das SIC). Diese vermeidet das Risiko, dass ausgelöste Zahlungen nicht definitiv ausgeführt werden. Nachteil ist der relativ hohe Liquiditätsbedarf (da Zahlungen nie gegeneinander verrechnet werden können). Ein Zentralbank spielt deshalb, wie im SIC, eine wichtige Rolle.

Das wichtigste ist aber das kleine „w“ im Namen der neu entstehenden Geldes wCBDC. Es steht für wholesale Central Bank Digital Currency. Das heisst: Das neue Geld kann nur zu Zahlungen zwischen den Banken verwendet werden, genau so wie bisher die (selber bereits digitalen) Giroguthaben. Digitales Zentralbankgeld fürs allgemeine Publikum bleibt Zukunftsmusik. Mit vermutlich gutem Grund: Die Einführung der digitalen Banknote würde grundsätzliche Fragen aufwerfen wie jene, wozu es noch Bargeld oder Bankeinlagen braucht. Dabei ginge es dann um das Fundament unseres Finanzsystems.

Fazit: Die Einführung von wCBDC ist technologisch durchaus ein Sprung nach vorn. Aber geldpolitisch ist es eher ein Katzensprung als der eines Tigers.

Für mehr zu Kryptowährungen und digitalem Zentralbankgeld, siehe Kapitel 12 in „Das Einmaleins des Geldes“.

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