Adventskalender 20

René Hegglin

In wenigen Tagen ist Weihnachten und die Strassen sind gefüllt mit Leuten, welche – vielleicht wie ich – die letzten Geschenke für ihre Liebsten suchen. Hier eine Liste für alle Verzweifelten, welche noch ein Geschenk für eine Ökonomin/einen Ökonomen suchen:

Spiele:

  • Die Siedler von Catan: ein erweiterbares Strategiespiel (auch) für Erwachsene mit dem Ziel innert kurzer Zeit mittels taktischer Kooperation möglichst viel Siedlungen aufzubauen.
  • Backgammon: ist – auch wenn man es mit Würfeln spielt – kein reines Glücksspiel.

Abos:

  • Economist: nicht ganz günstiges Geschenk; wortgewandtes Wochenmagazin für Nachrichten aus Politik und Wirtschaft der ganzen Welt.
  • NZZ: noch teurer ist die wohl beste Wirtschaftszeitung der Deutschschweiz. Je nach Digitalisierungsgrad des Beschenkten lohnt sich auch die E-Paper only Variante.

Film:

  • The Inside Job: kritischer Dokumentarfilm zur Finanz- und Schuldenkrise, Sieger eines Oscars, klinisch trocken gesprochen von Matt Damon.
  • A Beautiful Mind: Hollywood’scher Spielfilm als Biografie von John Nash (Nobelpreisträger und Begründer des Nash Gleichgewichts)

Buch:

Gratis:

  • RSS-Feed für Batz: vielseitige und aktuelle Artikel zur Wirtschaftspolitik der Schweiz.

Adventskalender 16

René Hegglin

Am 2. Dezember forderten wir die Leser des Batz auf, in einer Schätzfrage eine Zahl von 0 bis 100 zu schätzen und dabei möglichst nahe an 2/3 des Mittelwerts aller Schätzungen zu kommen. Die Teilnahme ist hoch ausgefallen: es haben insgesamt 53 Leser an dem Experiment teilgenommen und eine Schätzung abgegeben.

Die Aufgabe (eine Zahl innerhalb 0-100 zu schätzen) mag einfach klingen, ist sie jedoch nicht. Die Schwierigkeit der Aufgabe ist, die Rationalität seiner Gegenspieler einzuschätzen. Die perfekt rationale Lösung wäre nämlich 0. Doch warum ist sie 0? Hier die Anleitung: Angenommen alle Spieler würden nicht-strategisch spielen, d.h. kein Spieler zieht die Aktionen seiner Mitspieler in Betracht und wählt die Zahl zufällig zwischen 0 und 100. Der Mittelwert wäre somit bei 50 und gewinnen würde man mit einer Schätzung von 33.3 (=2/3 * 50). Alle Spieler möchten gewinnen und wählen also einen Wert von 33.3. Jedoch wenn alle Spieler 33.3 schätzen würden, dann reduziert sich der Mittelwert von 50 auf 33.3 und die neue Gewinnerzahl wäre 22.2. Alle Spieler sollten somit 22.2 schätzen. Dieses Spiel ginge in analoger Form weiter mit 11.1, 7.4, … bis man letztlich approximativ bei 0 landet.

Trotzdem ist es kaum eine gute Strategie 0 zu wählen und längst nicht alle Spieler tippen auf 0. An der Universität Konstanz spielte man dieses Spiel mit 127 Universitätsprofessoren und die Gewinnerzahl lag bei 19.537. Am Begrüssungstag der Wirtschafts-Masterstudierenden an der Universität Zürich lag die Gewinnerzahl für alle Schätzungen bei 8.43. Warum nicht bei 0? Die Erklärung ist Teil experimenteller Forschung, erstmals untersucht von Rosemarie Nagel im Jahr 1995. Unterschiede entstehen einerseits in der individuellen Tiefe des Gedankengangs (von 50 auf 33.3, auf 22.2, auf 11.1, …) und andererseits in der Einschätzung der Tiefe des Gedankengangs der Mitspieler. Während eine Schätzung von 0 zwar auf einen tiefen Gedankengang hinweist, so ist die Schätzung trotzdem etwas überoptimistisch bezüglich der Denkweise aller Mitspieler. Im Mittelwert lagen die Schätzungen vom 2. Dezember bei 17.73 und die Gewinnerzahl somit bei 11.82. Die Batz-Leser bewegen sich somit im Mittelfeld zwischen Wirtschafts-Masterstudierenden und Universitätsprofessoren.

Gewonnen haben das Spiel zwei anonyme Spieler, welche auf 12 tippten. Auf dem zweiten Platz folgen Lukas, Patrick und eine weitere anonyme Teilnahme mit jeweils einer Schätzung von 11. Herzlichen Glückwunsch!

Adventskalender 2

René Hegglin

Als heutigen Beitrag gibt es ein interaktives Spiel, welches seit einiger Zeit als Bestandteil experimenteller Wirtschaftsforschung untersucht wird.

Aufgabe ist es, eine Zahl von 0 bis 100 zu schätzen, welche am nähesten an 2/3 vom Durchschnitt aller Schätzungen kommt. Als Beispiel: wenn der Durchschnitt aller Schätzungen 60 ist, so würde die Schätzung, die am nähesten bei 40 (=2/3*60) liegt, gewinnen.

Also: Welche ganze Zahl von 0 bis 100 liegt am nächsten bei 2/3 vom Durchschnitt aller Eingaben der Batz-Leser?

Die Lösung folgt in zwei Wochen.

Der Schweizer Aktionär – eine bedrohte Spezies?

Titelseite Aktienbesitz in der Schweiz 2010Das Institut für Banking und Finance der Universität Zürich publizierte heute Morgen die Aktienbesitzstudie 2010. Die Studie präsentiert die Resultate einer mit Unterstützung der SIX Group und SIX Exchange Regulation durchgeführten repräsentativen Umfrage zum Thema „Aktienbesitz in der Schweiz“ zusammen. Die Aktienbesitzstudie wird seit dem Jahr 2000 im Zweijahresrhythmus durchgeführt.

Hier die Schlagzeilen: Mehr aktienlose Millionäre – Finanzkrise: Vorsicht ist modern – Junge Wilde: zurück an die Börse? – Wie sich Anleger informieren?

Interessierte finden hier weitere Information:

Korrigendum zum Artikel in der Finanz und Wirtschaft, 13. Ausgabe, 16. Februar 2011: Autor des Artikels „Der Publikumsaktionär – ein Auslaufmodell?“ ist nicht alleinig René Hegglin, sondern Urs Birchler, Rudolf Volkart, Daniel Ettlin und René Hegglin.

Winter-Rätsel

Morgen Mittwoch erscheint eine Studie des Institut for Banking und Finance der Universität Zürich. Das Thema dürfen wir noch nicht verraten, weil wir unseren Lesern zuerst ein Rätsel stellen möchten. Die abgebildete Schweizer Karte teilt die Schweiz in verschiedene Regionen. Die Frage ist: Was bildet sie ab?

  • Anzahl Steuerdelikte pro Kopf der Bevölkerung
  • Der Anteil von Aktionären an der Gesamtbevölkerung
  • Prozentsatz der Wohnbevölkerung mit Schönheitsoperation(en)

Lösung für Ungeduldige unten.

Lösung: lietnA-sränoitkA.

Gier gegen Fairness

Es sieht aus, als spiele Gott gegen den Teufel. Stellen Sie sich vor: Sie dürfen mit einem unbekannten Gegenüber 100’150 Britische Pfund teilen. Einziger Haken: Beide müssen in geheimer Abstimmung wählen zwischen „Teilen“ und „Stehlen“. Wenn beide teilen, wird 50:50 geteilt. Wählt einer „Stehlen“, der andere „Teilen“, geht die ganze Summe an den Stehlenden, der andere geht leer aus. Wollen beide Stehlen, gehen beide leer aus. Zur Veranschaulichung die Auszahlungmatrix.

Dieses üble Spiel existiert. In der Schlussrunde des  britisches Fernsehquiz „Golden Balls“ kämpfen die beiden Gegner mit Teilen oder Stehlen um den Jackpot. Wir empfehlen dringend eine Kostprobe. Hintergrundinformationen finden sich in Wikipedia.

Raten, wer kooperiert und wer stiehlt? Die empirische Analyse ergibt kaum Unterschiede im Verhalten zwischen Mann und Frau, Stadt und Land, Schwarz und Weiss, etc. Frauen sind jung etwas kooperativer, Männer eher mit dem Alter. „Gentleman-Effekte“ (Männer kooperieren mit Frauen) sind kaum feststellbar (wir schämen uns). Am traurigsten: Je höher die Beträge, desto eher wird gestohlen.

Das Spiel existiert auch im richtigen Leben. Ökonomen kennen es als Gefangenen-Dilemma. Es zeigt, dass Gier nicht unbedingt eine menschliche Schwäche ist, sondern in der strategischen Ausgangslage angelegt sein kann, in einem Spiel, in dem der Teufel von Anbeginn die besseren Karten hat als der liebe Gott.