Yes, we must!

Monika Bütler

Hätte der US Präsident Obama die Neujahrsansprachen der Bundespräsident(inn)en auf einen Nenner bringen müssen, er hätte es wohl mit “Yes, we must” gemacht. Meine Neujahrskolumne in der NZZaS (leicht erweitert) vom 1. Januar ist etwas länger.
Der verspätete Neujahrsgruss gibt mir die Gelegenheit für eine Richtigstellung. Andreas Kley ist nicht Theologe sondern Staatsrechtler an der Universität Zürich. Leider ist bei der letzten Kürzung der Kolumne der Hinweis auf die Quelle des Zitats «eine Macht der andern Ordnung (sei), die ohne Gewalt mitreissen und ohne Überredung überzeugen kann» (Rousseau) zum Opfer gefallen. Die oben verlinkte Fassung enthält die etwas längere, korrekte Fassung. Der zugrunde liegende Artikel für den zweitletzten Abschnitt ist das Vortragsmanuskript „Und der Herrgott, Herr Bundespräsident?“. Bei Andreas Kley möchte ich mich für diesen Faux-Pas entschuldigen, bei Bernhard Ehrenzeller für den Hinweis bedanken.

Weihnachtsgeschenke rezikliert

Monika Bütler

Wie die alte Fasnacht kommt jedes Jahr, aber auch wirklich jedes Jahr, die alte Leier: Weihnachtsgeschenke seien eine ökonomische Verschwendung (siehe z.Bsp. hier).

Ich hätte wohl meinen Beitrag vom letzten Jahr unverändert hochladen können – und niemand hätte es bemerkt.

Daher auf die reziklierten Beiträge hier eine reziklierte Replik.

Die Tücken der Selbstversorgung – Fortsetzung

Monika Bütler

Vor knapp einem halben Jahr habe ich hier im Batz über die Bananenknappheit und die damit zusammenhängenden exorbitanten Bananenpreise in Australien geschrieben. Aus aktuellem Anlass hier der Link auf den Beitrag.

Lesehilfe:
– „Australien“ durch „Norwegen“ ersetzen
– „Bananen“ durch „Butter“ ersetzen
– „katastrophale Überschwemmungen“ durch „katastrophales Missmanagement des Monopolisten“ ersetzen

 

Adventskalender 18

Monika Bütler

Zum 4. Advent zwar kein Weihnachtslied, aber wenigstens eins mit Bätzeli — leider kenne ich weder den Ursprung des Liedes noch die Kaufkraft eines Batzens zu jener Zeit.

Schuehmächerli, Schuehmächerli, was choschted mini Schueh?
Drü Bätzeli, drü Bätzeli, und d’Negeli dezue.

Drü Bätzeli, drü Bätzeli, das isch mer wärli z’tüür,
do laufi lieber barfuess, dörs Wasser und dörs Füür!

Schuemächerli, Schuemächerli, wo flicksch du dyni Schue
Im Chämmerli, im Chämmerli, tue sTörli weder zue.

Schuemächerli, Schuemächerli, was machsch du au för Lärm
I hämmere, i hämmere, das mach i ebe gern.

und hier eine neue Version des Lieds von den Helik-Jungs – voll krass.

Adventskalender 10

Monika Bütler

Nicht immer war die Adventszeit friedlich in der Schweiz. Im Dezember 1830 ging von der unzufriedenen Freiämter Bevölkerung ein – letztlich unblutiger – Aufstand aus.
Der sogenannte Freiämtersturm richtete sich gegen die Machtübernahme durch
liberale Kräfte im jungen Aargau nach der französischen Revolution. Der
katholisch konservativen Landbevölkerung missfiel die Stärkung des Kantons, die
vielen Regierungsverordnungen sahen sie als Eingriff in ihre althergebrachte
Lebensweise.

Am 5. Dezember 1930 rief Johann Heinrich Fischer, Wirt in Merenschwand, zu einem Aufstand auf und versammelte letztlich 6000 Freiämter, denen sich auch Regierungssoldaten anschlossen. Am 6. Dezember nahmen die Aufständischen Aarau an, besetzten das Zeughaus und das Regierungsgebäude und erzwangen Verhandlungen. Am 10. Dezember 1830 akzeptierte die Regierung die Forderung, eine neue Verfassung auszuarbeiten. Einige der verlangten Punkte der Freiämter wurden zwar erfüllt (tiefere Steuern beispielsweise), letztlich führte die neue Verfassung aber
nicht nur zu mehr Volksrechten und sondern auch zu einer Stärkung des von den
Freiämtern so gehassten Kantons.

Mehr zum Freiämtersturm hier.

Noch heute ist im Freiamt eine gewisse Skepsis gegenüber dem Kanton und insbesondere seiner Hauptstadt Aarau zu spüren. Meine Verwandten (meine gesamte Verwandtschaft stammt aus dem Freiamt) orientiert sich eher an Luzern, allenfalls Zürich oder Zug. Aufstände mit Ross und Reitern scheint es aber heute nicht mehr zu geben.

Adventskalender 6

Monika Bütler

Am 6. Dezember war gemäss katholischer Liturgie das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Matthäus 25:14-30; Lukas 19,12-27) zu lesen: Drei Knechten wurden Geldstücke entsprechend ihrer Fähigkeiten anvertraut. Nach der Rückkehr ihres Herrn musste jeder Rechenschaft ablegen, was er mit dem Geld gemacht hatte. Die ersten beiden hatten ihr Kapital vermehrt und wurden entsprechend belohnt. Der Dritte hatte das Kapital im Versteck bewahrt. Die ersten beiden wurden von ihrem Herrn belohnt, der dritte wurde getadelt: „Hättest du mein Geld wenigstens auf die Bank gebracht, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten.“ (Matthäus 25:27): Ihm wurde sein Talent wieder weggenommen und dem Erfolgreichsten gegeben mit der Begründung: „Wer hat, dem wird gegeben werden; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ (Lukas 19:27)

Auf diese Geschichte geht der Brauch zurück, wonach der Heilige Nikolaus vor der Bescherung die Kinder befragt, ob sie denn auch brav und fromm gewesen seien. Kein Wunder werden in vielen Unternehmen zu der Zeit Lohnerhöhungen und Beförderungen bekanntgegeben.

Volksabstimmungen über das Wetter

Monika Bütler

Erschienen in der NZZaS, 4. Dezember 2011

Vor einigen Wochen wollte der damalige griechische Premierminister Papandreu über den Schuldenschnitt für griechische Staatsanleihen abstimmen lassen. Ebenso hätte man ber ein herannahendes Unwetter an der Urne befinden können: Das Unheil lässt sich damit nicht aufhalten. Im Gegenteil: Die Abstimmung führt höchstens zu grösseren Schäden.

Viele Schweizer belächelten die Griechen – und vergassen dabei, dass sie unlängst etwas ähnliches nicht nur planten. Sie stimmten mit grossem Ernst über den Umwandlungssatzes in der beruflichen Vorsorge ab. Eine Senkung dieses Satzes (welcher festlegt, wie viel Rente der Versicherte pro angesparten Franken erhält) ist nichts anderes als ein Schuldenschnitt, eine Reduktion künftiger Verpflichtungen der Pensionskassen. Das richtige Ausmass der Schuldenreduktion ist erst noch viel einfacher zu bestimmen als bei Staatsschulden. Es folgt direkt aus der gestiegenen Lebenserwartung und tieferen Marktzinsen. Am Schweizer Umwandlungssatz hängt nicht noch das Schicksal anderer Staaten oder gar des europäischen Bankensystems.

Was schadet schon eine rhetorische Abstimmung? Abstimmungen über Wetter oder Marktergebnisse scheinen so harmlos wie ein Plastic-Lenkrad am Kindersitz. Sie vermitteln das schöne Gefühl mitzuentscheiden, ohne zu schaden. Dies täuscht. Rhetorische Abstimmungen kosten mehr als nur den Gang zur Urne.

Jede Verzögerung einer nicht vermeidbaren Reform erhöht deren Kosten. Ein Arbeitnehmer, der erst kurz vor der Pensionierung merkt, dass die „Natur“ seinen Umwandlungssatz gesenkt hat, indem schlicht nicht mehr genug da ist, kann nicht mehr reagieren. Dazu kommt – selbst bei gleichbleibendem Kuchen – die Umverteilung der Lasten. In der schweizerischen beruflichen Vorsorge profitieren von einem zu hohen Umwandlungssatz in erster Linie gut verdienende verheiratete Männer ab 50. Die nach 1970 geborenen hingegen werden bei gleichbleibendem Umwandlungssatz vor leeren Kassen stehen.

Die Wahl des Umwandlungssatzes an der Urne und unabhängig vom Markt ist eine Illusion. Doch auch das „liberale“ Gegenstück der politisch ungestörten Marktlösung – in Form des oft gepriesenen Allheilmittels der freien Pensionskassenwahl – hat Tücken. Sie würde dazu führen, dass die Versicherungen für die Umwandlung den jeweils aktuellen Kapitalmarktsatz anwenden. Wer in Tiefzinsperioden pensioniert würde, müsste mit einer mageren Rente vorlieb nehmen. Grosse Rentenunterschiede bei fast gleich alten Rentnern haben aber mit einer optimalen Versicherung wenig zu tun. Gesucht ist daher ein Automatismus zur Anpassung für den Umwandlungssatz, der – gegeben die Lebens- und Renditeerwartungen – das langfristig Mögliche anerkennt, aber gegen die kurzfristigen Launen des Kapitalmarkts versichert.

Ein Automatismus würde zudem eine andere Form des Rentenklaus verhindern, die aus unerfindlichen Gründen kaum als solche wahrgenommen wird: die (ungleiche) Verteilung von Überschüssen. Eine Verzinsung weit unter dem Marktzins, eine eingeschränkte Freizügigkeit bei Stellenwechsel und vor allem Beitragsferien sorgten bereits in den 80er und 90er Jahren für Umverteilungen im grossen Stil. Das Aussetzen von Beiträgen (auch jener der Arbeitgeber) war nichts anderes als eine Lohnkürzung auf Zeit. Wer dank Beitragsferien 100 Franken mehr im Portemonnaie hatte, dem fehlten später mindestens 200 Franken – er zahlte also einen „Zins“ von 100%. Was anderswo als Wucher gelten würde, weckte bei den Versicherten Begeisterung.

Hoffnung besteht jedoch: Colette Nova, Mutter der Initiative „Flexibles AHV Alter für alle“ meinte noch vor gut drei Jahren „Die Behauptete Umverteilung ist eine Mär. Als Vizedirektorin beim Bundesamt für Sozialversicherung setzt sie sich heute für eine schnelle Senkung des Umwandlungssatzes ein. Zur Erinnerung: Noch im März 2010 stimmten 73% der Schweizer(innen) dagegen.

Verschuldung und Demographie II

Monika Bütler

Vor einiger Zeit schrieb mein Kollege Uwe Sunde einen interessanten Beitrag über die
Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Verschuldung der Staaten. Auch
wenn es momentan wohl niemanden mehr gibt, der die explodierenden Schulden
verniedlichen möchte: Es kann noch schlimmer kommen. Wenn es die Staaten nicht
rechtzeitig schaffen, die implizite Verschuldung durch die Sozialwerke in den
Griff zu bekommen.

Für interessierte Leser(innen) hier der Link auf den ursprünglichen batz Beitrag und das Grundlagenpapier von Cecchetti, Mohanty und Zampolli.

Noch mehr Einwanderung – nach Australien

Monika Bütler

Die Zunahme der Einwanderung in die Schweiz wird meist der Personenfreizügigkeit
mit der EU zugeschrieben. Das ist zwar eine mögliche Erklärung, aber längst
nicht die einzige. Auch in Ländern ohne freizügige Zuwanderungsregeln wächst
die Immigration. Interessant ist, das dies sogar für Australien gilt.
Australien sorgt  nämlich mit einem relativ strengen Punktesystem dafür,
dass in erster Linie Leute ins Land kommen, für die eine Nachfrage auf dem
Arbeitsmarkt besteht. (siehe auch hier)

Unser älterer Sohn (nicht aber ich – zu alt wahrscheinlich ;-)) erhielt vor einigen
Tagen folgende email:

Dear Peter,

Welcome to the November 2011 Edition of the Migration Expert
Newsletter. Recent statistics released by the Department of Immigration And
Citizenship (DIAC) shows a 54.2 percent increase in Temporary Work Visa
(subclass 457) approvals compared to the previous year. The majority of 457
visas are being issued to skilled professionals in health & medical, and
construction industries.

If you have taken our Online Visa Eligibility Assessment and
passed, we recommend that you start your application now while you still meet
the criteria. If you took our assessment previously and did not meet the
criteria, we recommend you retake the assessment, or contact us for a telephone
consultation to discuss your options for immigration. Please contact Migration
Expert to find out more.

Kind Regards,

The Team at Migration Expert