Quant Master — ETHZ Nr. 1 in Europa

Urs Birchler

Gratulation an meinen Kollegen Walter Farkas! Sein Programm Master of Science in Quantitative Finance an der ETHZ hat es im Risk Net Ranking weltweit auf Platz 6, und damit auf Platz 1 der Programme ausserhalb der US, geschafft.

Auch wenn ich kein blinder Rating-Fan bin, freut’s mich doch. Walter hat über Jahre viel Zeit, Schweiss und Liebe in dieses Programm gesteckt.

In der Ranking-Statistik hat’s auch einige nützliche Informationen für künftige Interessent/innen. Die gute Nachricht: Alle Abgänger/innen des ETHZ Quant Masters finden einen Job, und das Lohnniveau liegt mit USD 83’000 (aktuell 1:1 zum CHF) weltweit unter den höchsten (allerdings schwingen Princeton und Berkeley mit beinahe dem Doppelten obenaus). Die schlechte Nachricht: Die Aufnahme in den QuantMaster ETHZ schaffen nur nur 17% der Bewerber/innen (gut 20 pro Jahrgang). Das ist im internationalen Vergleich streng (noch härter ist Princeton mit 5%). Aber eins ist sicher: Aufgenommen wird man in erster Linie, indem man sich bewirbt!

Im Apfelstrudel des Strukturwandels

Urs Birchler

Der Tagesanzeiger meldet, die Grossbäckerei mit dem phantasievollen Namen Groba AG müsse mehr als die Hälfte ihrer Stellen abbauen. Mein Gott! Dort war doch (vor bald einem halben Jahrhundert) mein erster Studentenjob! In einer Backstube am Zürcher Kreuzplatz fabrizierte Groba gefrorene Apfelstrudel für die Marke Findus. Die gewürfelten Äpfel kamen in grossen Büchsen. Dahinter stand irgendwie die Alkoholverwaltung, die verhindern wollte, dass die Äpfel verschnapst wurden.

Erinnern kann ich mich an den Chef und seine Frau, die gelegentlich mit dem grauen Pudeli zu Besuch kam, welches aber nicht an den Apfelstückli schnuppern durfte. Die Belegschaft bestand grösstenteils aus einer Gruppe Frauen, die jeweils in aller Herrgottsfrühe mit dem Minibus aus dem Thurgau herbeigefahren wurden für Fr. 3.50 die Stunde. Dazu die beiden Studenten: Ein Grieche, dessen Namen ich leider vergessen habe, und ich, beide für je Fr. 7.– die Stunde. Wir studierten beide Wirtschaft im selben Semester. Die in der Vorlesung mit einem Ohr vernommene Idee, dass Löhne etwas mit Produktivität zu tun hätten, kam uns in der Backstube nachhaltig abhanden. Die Thurgauerinnen berserkten den ganzen Tag und steckten mit blossen Händen gefrorene Strudel in die vorgefertigten Schachteln.

Was der Grieche und ich mit dem doppelten Lohn zum BIP beitrugen, ist mir nicht mehr in der notwendigen Schärfe erinnerlich. Auf dem mit Mehl eingestäubten Tisch, wo der Teig ausgewallt werden sollte, zeichneten wir jedenfalls mit dem Finger Grafiken zu den Aufgaben vom Proseminar am Vortag, Ich sehe noch deutlich, wie ich dem noch ahnungsloseren Kollegen erklärte, warum sich Indifferenzkurven nicht schneiden können (was sogar in den Zeiten der behavioral economics noch zu gelten scheint). Als uns der Chef ertappte, entliess er den Griechen. In einer Aufwallung von internationaler Arbeitersolidarität schleuderte ich ihm meine Kündigung auch gleich ins Gesicht.

Und jetzt baut die Groba AG wieder ab. Ironischerweise, weil der wichtigste Kunde von Frischbackwaren auf gefrorenes Zeug umstellt. Also auf das, was „wir“ damals herstellten. Wir Weitblickenden.

Meine Studenten holen Medaillen!

Urs Birchler

Zu so schrägen Zeiten und so nervös sass ich seit langem nicht mehr vor dem Fernseher. Zwei Studenten, die beide bei mir je eine Arbeit geschrieben haben, sind auch an der Olympiade in Pyeongchang vertreten. Und — beide haben Medaillen geholt! Gestern Ramon Zenhäusern Silber im Slalom, heute Benoît Schwarz Bronze im Curling. Herzliche Gratulation an beide!!!

Gelernt habe ich in der Zusammenarbeit mit den beiden auch dies: Spitzensportler brauchen ein bisschen Flexibilität in Präsenz- und Terminfragen. Sie brauchen aber keine „Extrawurst“ bezüglich der universitären Qualitätskriterien. Die eiserne Disziplin, die der Erfolg im Sport voraussetzt, hilft auch im Studium. Beide haben mich diesbezüglich tief beeindruckt!

Ramon Zenhäusern („Individualsponsoring — Wofür zahlen Sponsoren?“) wird seine Forschungs-Ergebnisse jetzt im silbernen Rahmen überprüfen können. Das Thema von Benoît Schwarz („Die Vollgeldinititative“) kommt im Juni an die Urne. Ob er sich noch für Vollgeld interessiert, bezweifle ich allerdings; hat er doch jetzt die härteste Währung der Welt: Olympisches Metall.

Ich danke beiden für die Zeit, in der meine Nerven flatterten wie Slalomstangen und sich in meinem mein Kopf alles drehte wie Curling-Steine. und wünsche weiterhin alles Gute!!!