Eierkochinspektoren gesucht

Monika Bütler

Fast hätte ich vergessen, meine NZZaS Kolumne zu verlinken. Geweckt hat mich die Frontseite der „Konkurrenz“ mit ihrem Bericht zur grünen Initiative des Bundes. Mit einem 27 Punkte Plan sollen die Bürger(innen) auf den ökologisch korrekten Weg gebracht werden: Fast ausschliesslich durch Kontrollen, Verbote, Belehrungen, verordnete Dialoge. So weit ist die Bürokratie der EU auch wieder nicht…

Ich habe selbstverständlich nichts gegen eine sparsamere Verwendung der Ressourcen – im Gegenteil: Doch der effizienteste, unbrükratischste und letztlich gerechteste Weg geht noch immer über den Preis.

Hier also meine Kolumne in der NZZaS von heute (27. Januar 2013), veröffentlicht unter dem Titel „Ökostrom-Inspektoren, die prüfen, ob man richtig heizt, sind ein Graus“:

Die Meldung war unscheinbar: Linke Parteien denken über Belegungsvorschriften für subventionierte Wohnungen nach. Damit soll der Bedarf an Wohnfläche wieder reduziert und den «Horrormieten» – sie sind real in 12 Jahren um 10 Prozent gestiegen – zu Leibe gerückt werden.

Das ist natürlich Planwirtschaft. Dennoch: Die Forderung lässt zwei ökonomische Einsichten erkennen. Erstens, es gibt keinen eindeutigen Bedarf an Gütern wie Wohnungen und anderen. Der «Bedarf» wird durch den Preis und andere Faktoren mitbestimmt. So steigt trotz angeblich überteuerter Mieten die durchschnittliche Anzahl Quadratmeter pro Person stetig an, der «Bedarf» an Wohnraum ist vor allem in bestimmten Lagen hoch: Für die ruhige und günstige, aber eher kleine Familienwohnung meiner Schwiegermutter, 20 Zugs- plus 10 Fussminuten vom Zürcher Hauptbahnhof entfernt, war das Interesse gering. Zweite Einsicht: Eine Regulierung der Preise alleine genügt nicht: Damit alle Berechtigten profitieren können, braucht es gleichzeitig eine Rationierung der Mengen.

Für einmal haben linke Politiker einen Markteingriff wenigstens zu Ende gedacht. Das machen selbst bürgerliche Politiker immer seltener. Beispiel: Der Bund will den Energiebedarf senken. Leider nicht mehr so charmant wie damals Adolf Ogi mit seinen legendären Eierkoch-Tipps. Diesmal will der Staat Inspektoren losschicken, die nachprüfen, ob wir richtig heizen. Der Bedarf an Luxusenergie für Sauna und Schaufensterbeleuchtung soll zudem mit Ökostrom gedeckt werden. Staatliche Subventionen für die Ökoenergie reichen offenbar nicht; zusätzlich muss die Nachfrage gestützt werden.

Offenbar weiss der Staat erstens wie und zweitens wofür Energie gespart werden soll. Doch wen geht es etwas an, ob ich meine Texte in der Daunenjacke in Villa Durchzug schreibe oder – bei gleichem Energieverbrauch – im Pyjama im Minergiehaus? Und wo liegt der gesellschaftliche Gewinn, wenn Sauna und Heizpilz mit Ökostrom betrieben werden, Computer und Fritteuse aber nicht? Damit wird keine einzige Kilowattstunde Strom weniger verbraucht. Die Zuordnung von zulässigen Energiequellen zu einzelnen Geräten führt zu einer absurden Erlass- und Kontrollbürokratie. Wer soll nachschauen, welchen Strom die Sauna gerade frisst?

Noch mehr graut mir vor der staatlichen Unterscheidung zwischen «gutem» und «schlechtem» Zweck des Energieverbrauchs. Sauna: schlecht (obwohl gesund); Fritteuse: gut (obwohl nicht so gesund). Kneipe: schlecht (obwohl beliebt); Kirche: gut (ohnehin nie geheizt). Die Linie führt direkt zur staatlichen Papierzuteilung an die «guten» Zeitungen.

Was spricht gegen die unbürokratische und unbestechliche Zuteilung von Energie (oder CO2-Ausstoss) über den Preis? Ist der Energiepreis hoch genug, werden Schaufenster automatisch weniger beleuchtet. Und ich kann ohne staatlichen Besserwisser entscheiden, ob ich dem Haus oder mir selber den Pulli überziehen will.

Keine seriöse Ökonomin denkt, dass es der Markt immer richten kann und soll. Es gibt Güter, deren Zuteilung über den (Markt-)Preis nicht zur gewünschten Verteilung führt. Beispiele sind lebensnotwendige Güter wie Lebensmittel zu Krisenzeiten, die medizinische Grundbetreuung, ein Dach über dem Kopf. Wie viel Dach pro wie viel Kopf es sein soll, ist schon nicht mehr so klar. Verzichten wir auf Preise als Mittel der Zuteilung, verlassen wir uns auf einen Zeigefinger im Hintergrund, der entscheidet, wem was zusteht.

Bei den meisten Gütern ist der Preis der bessere Wegweiser als der behördliche Zeigefinger. Und zwar selbst dort, wo wir dem Markt nicht trauen. Vielleicht wollen wir ja den Energiekonsum einschränken, weil er Kosten für die künftigen Generationen verursacht. Dann aber über den Preis als Steuerungsgrösse, nicht über ein von Inspektoren überwachtes Ökostrom–Obligatorium für Eierkocher.

Geld: Wunder oder Bluff?

Urs Birchler

Sind Sie zufällig Notenbankgouverneur und wissen schon alles über’s Geld?
Oder sind sie blutiger Laie und haben schon fast resigniert?

Egal — ich wette, dass Sie staunen werden.

BamakoUm Sie ein bisschen auf die Folter zu spannen: Ich wollte ja eigentlich nur eine internationale Uno-Schutztruppe ins Leben rufen zum Schutz einer besonderen Sehenswürdigkeit. In Bamako, Mali, einem Ort, der gegenwärtig von Kriegswirren heimgesucht wird, steht nämlich ein eiffelturmartiges Denkmal (siehe Bild). An der Kinderuni liess ich die Zuhörer(innen) raten: Gilt das Denkmal (a) einem Baseball, (b) der Kaffeebohne, (c) einer Weltwährung? Batz-Leser(innen) tippen sofort richtig auf (c), genauer auf die Kauri-Schnecke (Cypraea Moneta) die erste und vor allem in Asien und Afrika weit und bis spät verbreitete Weltwährung. An ihre bewegte Geschichte erinnern die Banknoten der Malediven und eben das Denkmal in Bamako — und ein Video, auf das ich über einen (Anti-)Sklaverei-Blog gekommen bin.

Ich hoffe, ich habe nicht zuviel versprochen: Wer sich das Video anschaut, versteht plötzlich alles über das Geld oder nichts mehr, oder beides. Viel Spass!
WivesCowries

Jubiläum verpasst

Urs Birchler

So weit ist es gekommen: Alle sprechen über Währungskrieg und niemand erinnert sich des historischen Datums: Heute vor genau 40 Jahren gab die Nationalbank, wie in ihrer Chronik vermerkt, folgende Entscheidung bekannt: „Die Schweizerische Nationalbank stellt im Einvernehmen mit dem Bundesrat ihre Dollarkäufe zur Stützung des Wechselkurses bis auf weiteres ein.“ Diese Freigabe des Wechselkurses war, wie sich im nachhinein herausstellte, der ziemlich definitive Übergang zu einem „System“ flexibler Wechselkurse.

Hat eine Zeitung dieses Ereignisses gedacht?

Der afrikanische Euro

Urs Birchler

Schlagzeilen aus Afrika betrafen jüngst vor allem die französische Intervention in Mali. Etwas untergegangen sind dabei Berichte wie dieser über neuen Schub in der afrikanischen Währungsunion. Schon im Juni 1991 (d.h. acht Monate vor dem Vertrag von Maastricht) unterzeichneten 52 afrikanische Staaten den Vertrag von Abuja über die Einführung des Afro. Unter Führung der Afrikanischen Entwicklungsbank wollen die 19 Staaten der Comesa zusammen mit einigen weiteren Ländergruppen nun vorwärts machen. Die Afrikanische Entwicklungsbank hat in einem Bericht ihre Vorschläge, v.a. auch Kriterien der fiskalischen Konvergenz präsentiert. Vielleicht macht’s Afrika besser.

Eigenmittel sind wie Wasser: teuer in der Wüste

Urs Birchler

In einem Beitrag auf voxeu.org diskutiert David Miles, Mitglied des Monetary Policy Committee der Bank of England die Frage, ob Eigenmittel wirklich so teuer sind, wie die Banken immer wieder (bzw. immer noch) behaupten. Miles kommt zum Schluss, dass Eigenmittel im Grunde nur für jene Banken teuer sind, die viel zu wenig Eigenmittel davon (oder gar einen „debt overhang“) haben. Das sind genau die Banken, die aus Stabilitätsgründen unbedingt ihre Eigenmittel erhöhen sollten. Mit der Aussage: „Strengere Eigenmittelanforderungen sind für uns teuer“, sollten Bankiers daher vorsichtig sein.

Probezeit für Axel Weber?

Urs Birchler

Der Verwaltungsratspräsident der UBS referiert am 7. Februar an einer Veranstaltung der Paulus-Akademie zum Thema „Mit Werten führen. Erfolgsrezept oder Phrase?“. Es sei denn, es gehe nach dem Willen des Präsidenten der evangelisch-reformierten Kirche Glattfelden. Er möchte Bankier Weber zuerst in die Qualifikationsrunde schicken. Der Tages-Anzeiger von heute (S. 19) zitiert ihn: „Wenn er [Axel Weber] seinen Job einige Jahre lang gut macht, kann man wieder darüber reden.“

Ein recht selbstbewusstes Statement gegenüber einem — soweit ich weiss — unbescholtenen Mann mit einem beeindruckenden Leistungsausweis. Aber in der Kirche Glattfelden gilt offenbar die Schuldvermutung, ganz nach Römer 3:23 (gemäss Zürcher Bibel: „Alle haben ja gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verspielt.“)

Dies illustriert einen bedenklichen Aspekt der Ethikdebatte: die Selbstherrlichkeit der selbsternannten Sittenwächter. Einzelfall? Leider nein, siehe unseren früheren Beitrag. Ein schlechtes Gewissen beim Inkasso der Kirchensteuer von Unternehmen wie der UBS kommt dabei nicht auf. Und schon gar nicht die Idee, dass der VR-Präsident der grössten Schweizer Bank vielleicht Gescheiteres zu tun hätte, als Ethikvorträge zu halten.

Der Glattfelder Kirchenpräsident wird (immer laut TA) höchstens „unter heftigem Protest“ teilnehmen (was immer das konkret bedeuten mag.) Aber, was reg‘ ich mich denn auf — als Ökonom solle ich wissen, dass Organisationen mit schmelzendem Marktanteil gerne auf sonderbare Ideen kommen.

ZKB wohin?

Urs Birchler

Die ZKB renoviert. Gemäss Medienmitteilung sollen nicht weniger als neun Erlasse und Reglemente geändert werden (Übersichtiliche Zusammenstellung im Factsheet). Dies ist kein Totalumbau, aber mehr als eine Pinselrenovation.

Die wichtigste Änderung ist die Erweiterung des Geschäftsbereichs, gefolgt von einer Kapitalerhöhung.

  • Der Geschäftsbereich soll über die Kantonsgrenzen hinaus (in andere Kantone und ins Ausland) ausgedehnt werden, was eine Änderung des Kantonalbankgesetzes erfordert.
  • Die ZKB will gemäss ihr Dotationskapital um 2 Mrd. Fr. auf 4,5 Mrd. Fr. erhöhen. Ferner soll das Dotationskapital nicht mehr fest, sondern via Gewinnausschüttung abgelten.

Dann gibt es aber auch die wichtigste Nicht-Änderung:

  • Die Staatsgarantie wird nicht angetastet (trägt also künftig auch Risiken der „geografischen Diversifikation“).

Hierzu ein paar Kommentare, basierend auf unseren bisherigen Beiträgen zur ZKB.

  1. Es scheint mir klar, dass es eine Bank für die finanziell Unkundigen braucht.
  2. Für die ZKB ist die Staatsgarantie besonders wertvoll: siehe batz.ch
  3. Die Staatsgarantie ist eine gefährliche Einrichtung, wie wir hier dargelegt und hier präzisiert haben.
  4. Die ZKB geniesst neben der gesetzlichen Staatsgarantie (die erst im Konkurs zum Tragen kommt) eine faktische Staatsgarantie, da der Kanton seine Bank nicht vor die Hunde gehen lassen kann. Dies haben wir in einem wichtigen Beitrag (gestützt auf eine Referat von Regierungsrätin Frau Ursula Gut) näher erläutert. Pro memoria: Privatisierungen von Banken mit faktischer Staatgarantie machen das Problemnoch grösser.
  5. Das einzige echte (noch vor dem Zürcher Steuersubstrat) risikotragende Substanz ist daher die nachrangige Wandelanleihe.
  6. „Kapitalerhöhungen“ durch den Kanton bedeuten, dass der Kanton Geld vom rechten in den linken Hosensack legt. Das einzige was er dadurch erreicht: Die Leine der ZKB wird länger.
  7. Die FINMA vertritt die Einleger, nicht den Kanton Zürich. Daher ist ihr vermutlich egal, ob Kapitalerhöhungen der ZKB vom Markt oder aus der Zürcher Staatskasse finanziert werden.
  8. Im Ausland hat die ZKB die Zürcher Unternehmen zu unterstützen. Darüber hinaus hat sie (mit der Staatsgarantie im Sack), wie hier behauptet, im Ausland eigentlich wenig verloren, aber viel zu verlieren.

Einstweiliges Fazit: Wenn die geografische Diversifikation als notwendig erachtet wird, dann ist diese voll zu finanzieren mit nachrangigen Anleihen, die verfallen, wenn die Eigenmittel der Bank unter eine bestimmte Grenze fallen. Alles andere liegt nicht im Interesse von Herrn und Frau Zürcher.

Reich sein in der Schweiz….

  … ist auch nicht mehr das, was es einmal war.

Reto Föllmi und Isabel Martínez

Minders Abzocker-Initiative, die 1:12 Initiative der Juso sowie die anhaltenden Diskussionen um die Besteuerung gut betuchter Ausländer und kantonale Abstimmungen zur Pauschalbesteuerung zeigen deutlich: Die Frage, wie viel Reichtum den Reichen vergönnt sei, hat Hochkonjunktur im politischen Geschehen unseres Landes.

Wie hat sich der Anteil der reichsten Einkommen aber eigentlich entwickelt? In einer aktuellen Auswertung von Steuer- und AHV-Daten untersuchen wir deren Entwicklung insbesondere in den letzten zwei Jahrzehnten und schliessen dazu die bisherige 8 jährige Lücke in den nationalen Steuerdaten, die gerade in die Zeit der „interessanten“ Jahren mit dem Einsetzen der verstärkten Zuwanderung fiel. Die Lücke entstand u.a. durch die kantonal versetzte Umstellung von Vergangenheits- auf Gegenwartsbemessung.

Im Vergleich zu den USA, wo die Reichen seit den 1980er Jahren immer reicher werden und das oberste Prozent der Steuerzahler 2008 18% der Einkommen erwirtschaftete – siehe dazu auch den batz-Beitrag von Marius Brülhart – sehen die Verhältnisse in der  Schweiz bescheidener aus, auch wenn gerade die Schweiz von starken Veränderungen wie der verstärkte Zuwanderung gekennzeichnet war. 11% aller Einkommen entfielen hier auf die reichsten 1% (siehe Grafik 1 unten). Allerdings zeigt der Trend für alle untersuchten Gruppen der Top 10% bis Top 0.01% im betrachteten Zeitraum von 1981 bis 2008 stetig nach oben.

Grafik1

Der Anstieg der Topeinkommen wird aber mit erhöhter Volatilität über die Konjunktur erkauft: Besonders die Top 0.1% und 0.01% (das sind in etwa die einkommensstärksten 450 Steuersubjekte) erlitten in der Rezession 2001 einen Rückgang, den sie nicht so schnell wieder aufholen konnten. Darin spiegelt sich sicher die zunehmende Verbreitung variabler Lohnbestandteile wider, bei welchen die Topverdiener mit Aktienoptionen häufig auch einen Teil des Unternehmensrisikos tragen. Dennoch fielen die Einkommensanteile nicht auf das Niveau der vorhergehenden Rezession zurück.

 Wenn wir diese Zahlen mit der Verteilung der AHV-Löhne vergleichen, scheint der Anstieg der obersten Einkommen vor allem auf einem überproportionalen Anstieg der Arbeitseinkommen zu basieren. Wie Grafik 2 zeigt, sind besonders die Einkommen der bestverdienenden Angestellten nach oben geschnellt, während der Anstieg für die erfolgreichsten Selbständigen viel geringer ausfiel.

Grafik2

Plakativ gesprochen tragen heute nicht mehr Risikokapital und Unternehmertum sondern Top-Angestelltenverhältnisse neu die meisten Früchte. Die verstärkte Globalisierung und damit die stärkere Wertschöpfung in Grossfirmen spielen sicher eine wichtige Rolle. Wenn – aber nur wenn – die hohen Saläre auf Leistung beruhen, muss diese Entwicklung nicht zwingend eine Schwächung der Innovationskraft einer Volkswirtschaft bedeuten. Die weitere globale Entwicklung bleibt sicher spannend.

 

Lesetipp: Ariel Magnus Aussensicht der Schweiz

Monika Bütler

In der Schweiz haben selbst die Armen viel Geld, schreibt Jürg Steiner in seinem sehr lesenswerten Aufsatz in der Berner Zeitung vom 5. Januar 2013. Doch gerade weil es der Schweiz so gut geht, scheint die Angst vor dem Wohlstandsverlust die Menschen stärker zu beschäftigen als die Krise in den umliegenden Ländern. Jürg Steiners Artikel trägt denn auch den passenden Titel: Die Schweiz wird zur Insel der Angst.

Als Gegenstück zu dieser eher pessimistischen Sicht empfehle ich die köstliche Aussensicht des argentinischen Autors Ariel Magnus. Zur Armut an Armut in der Schweiz schreibt er im Beitrag vom 28. September. Ariel Magnus weilte im Herbst 2010 auf Einladung der Schweiz (auf Kosten ihrer Steuerzahler, was aber er bei der Einreise dem kontrollierenden Zollbeamten nicht getraut zu sagen) einige Monate in Zürich. Seine Eindrücke sind in Bild und Text festgehalten. Unbedingt lesen!

PS: Zur schon von Jürg Steiner diskutierten relativen Definition von Armut, hier eine noch bessere von Walter Schmid, dem Präsidentenn der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe, skos.

Kindersitzpflicht auf norwegisch

Monika Bütler

Meine NZZ am Sonntag „Karriere“ begann ich mit einer Kolumne zum Unsinn der Pflicht für Kinderrückhaltevorrichtungen (ja, so heissen diese offiziell wirklich!) im Auto auch für grössere Kinder. Umso mehr amüsierte mich der letztlich erfolgreiche Versuch unserer Gastgeberin Renate im wunderbaren Gasthaus To Sostre in Bergen, uns für die Rückreise zum Flughafen ein Taxi zu organisieren. Wir schlugen ihr vor, nach einem Sitzkissen für den jüngeren Sohn zu fragen, für den älteren reichten die Sitzgurten. Renate ging also telefonieren.

2 Minuten später
Renate: Die Taxivermittlung will wissen, wie alt die Knaben genau seien.
Wir: 9 und 11 Jahre (lieber ein, zwei Monate aufrunden, dachten wir)

2 Minuten später
Renate: Wie schwer sind die beiden?
Wir: Circa 26 und 30 Kilo (auch hier besser aufrunden)

2 Minuten später
Renate: Sind sie grösser als 140 cm?
Wir: Der Ältere (wenn er sich etwas streckt)

2 Minuten später
Renate: Sind sie grösser als 130 cm?
Wir: Ja, diesmal auch der Jüngere (wenn sich dieser etwas streckt)

Das Taxi kam dann 10 Minuten später – mit einem Sitzkissen für den Jüngeren, für den Älteren reichten die Sitzgurten. Nach welchen Kritererien wir letztlich genau das kriegten, was wir anfänglich fragten, blieb uns verborgen (Grösse x Gewicht? BMI?). Auch andere nicht-EU Länder beteiligen sich mit Brüssel am Wettbewerb um die absurdesten Vorschriften.