Leben nach Mühleberg?

Urs Birchler

Unser jüngerer Sohn (9) lernte kürzlich stricken. Mit dem der Jugend eigenen Instinkt für Kommendes ahnte er, dass es mit Mühleberg nicht mehr lange dauern könnte. So griff er gelassen zur Nadel.

Ganz anders die Schweizer Politik: Sie scheint ganz aus dem Häuschen: Wie sollen wir (nach 2019) den Strom aus Mühleberg ersetzen? Importe aus dem bösen Ausland — Hunderte von Windturbinen in unserer schönen Landschaft?

Wiederum kein Wort darüber, dass der sauberste Strom aus der P-Dose kommt. P wie Preis. Höhere Strompreise reduzieren die Nachfrage: Wir könnten ein bisschen knapper heizen, mal die Treppe statt den Lift nehmen oder warme Socken stricken statt gamen. Drum ist auch der Preis ein Kraftwerk. Nur ohne Radioktivität oder CO2. Doch für Politiker ist der Preismechanismus offenbar noch schlimmer als Strahlung, verstellte Landschaft und Auslandsabhängigkeit zusammen; man darf das P-Wort fast nicht ausprechen. Der staatliche Respekt vor unserem Portemonnaie geht (hier zumindest) so weit, dass man uns statt einer höheren Stromrechnung lieber noch den Eierkochinspektor ins Haus schickt.

Ich persönlich würde lieber in den sauren Preis-Apfel beissen. Auch wenn unser Bub weiterhin mit unsubventionierten Nadeln stricken muss.

One thought on “Leben nach Mühleberg?

  1. Gute Zeichen dafür, dass Strom zu billig ist:
    – wir können uns kaum erinnern, wie hoch unsere Stromrechnungen sind,
    – geschweige denn wissen wir, in was für Einheiten Strom abgerechnet wird und wie teuer diese sind.

    Und dies für ein Produkt, welches in unserem Leben eine derart dominante Rolle spielt. Da ist noch Luft nach oben! Und plötzlich sind alternative Energien gar nicht mehr so unrentabel… Für Privatpersonen wäre es ohne weiteres zumutbar, einen mehrfachen Tarif zu bezahlen, ohne dass wir deswegen schmerzhaft sparen müssten (es aber wohl doch tun würden -> siehe Kehrichtsäcke).

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