Steckt unser Geld in der Falle?

Urs Birchler

Am Tag, als die Nationalbank Negativzinsen auf ihren Girokonti einführte, schrieb ich hier naiv, allzu negativ könnten die Zinsen nicht werden. Sonst würden die Banken ihre Giroguthaben lastwagenweise in bar bei der SNB abholen. Jedoch: so klar ist dies anscheinend nicht.

These: Die Zürcher Privatdozentin Corinne Zellweger-Gutknecht argumentiert in der ZfPW (3/2015, S. 350-375), dass gemäss Währungs- und Zahlungsmittelgesetz (WZG) aus dem Jahre 2000 die Giroguthaben der Banken bei der SNB (gegenüber den Inhabern von Girokonti) gesetzliche Zahlungsmittel sind. Im Klartext: Weiterlesen

Die Helikoptergeld-Illusion

Urs Birchler

Wenn dem Schweizer auf der Bergwanderung die Luft ausgeht, schwenkt er den REGA-Ausweis und hofft auf den Helikopter. Ähnliches scheint sich gegenwärtig in der Geldpolitik abzuspielen. Der Konjunktur geht die Luft aus, und schon denken wir an den Helikopter. Dieser soll Geld abwerfen, sei es über den Bürgern oder gleich über dem Bundeshaus. Weiterlesen

Lauter Strafen in der AHV

Monika Bütler

Publiziert in der NZZ am Sonntag vom 22. Februar unter dem Titel „Das ständige Gefühl zu kurz zu kommen“.

Auf den ersten Blick scheint alles klar. Ein Paar in „wilder Ehe“, wie es früher so schön hiess, bekommt oft mehr Altersrente als ein verheiratetes Paar – dies bei gleichen Beiträgen. Weiterlesen

Eigenmittelvorschriften: Gift für die Banken?

Urs Birchler

Ex-NZZ Wirtschaftschef Beat Gygi behauptet in der Weltwoche (11.2.2016, S. 22), die Eigenmittelvorschriften seien schuld am relativen Misserfolg der Schweizer Banken (ähnlich, wie wenn die Geschwindigleitslimiten schuld wären an den Unfällen auf der Strasse). Jeder Eigenmittelfranken koste die Bank 10 Rappen.

Diese Zahl ist nicht nur frei erfunden. Sie ist auch falsch. Das Argument, dass Eigenmittel teuer sind, ist längst widerlegt. Weiterlesen

Bargeld verbieten?

Urs Birchler

Die Feinde des Bargelds sind im Vormarsch. Dies ist zumindest der Eindruck, den man als regelmässiger Zeitungsleser erhält. Die NZZ allein hat in den letzten Tagen viermal über Initiativen zur Einschränkung oder Abschaffung von Banknoten berichtet, z.B. hier, hier, hier und hier.

Die Thematik ist zugegebenerweise komplex. Genug Grund, auf ein Übersichtspapier hinzuweisen, das Christian Beer, Ernest Gnan und ich als SUERF Policy Note geschrieben haben (mit Kurzfassung hier).

Auch bei batz.ch haben wir schon mehrmals über die Bargeld-Kontroverse berichtet: Bargeld abschaffen?, Freispruch für Bargeld und dazu Folge 2. Die letzteren beiden Beiträge beziehen sich auf einen theatralischen Schauprozess.

Natürlich steht es jedem frei, Bargeld als Instrument des Verbrechens oder als Säule der Freiheit zu sehen. Zur Versachlichung der Diskussion wären die hier zitierten Beiträge aber vielleicht hilfreich.

[Bei meinem gegenwärtigen Wissensstand neige ich eher dem freiheitlichen Lager zu.]

Stiglitz und Strahm beim Tricksen

Urs Birchler

Dieser Tage musste man wieder aufpassen beim Zeitunglesen.

Beispiel 1: Rudolf Strahm behauptet in Der Bund, dass Rohstoffspekulanten (a) profitorientiert seien und (b) die Preise destabilisieren. Dies geht aber schlecht zusammen. An der Börse gewinnt in der Regel, wer billig kauft und teuer verkauft — das heisst, derjenige der die Preise stabilisiert. Natürlich kann ein Einzelner einmal Glück haben, indem er eine spekulative „Blase“ kurzfristig mitreitet und noch rechtzeitig, vor dem Platzen, verkauft. Aber eine Branche als ganze kann dies nicht. Auch das Gegenteil geht nicht: Oder würden Sie einem Rohstoffkonzern glauben, der behauptet, er stabilisiere die Preise, verliere dabei aber einen Haufen Geld? Also: entweder profitabel (und insgesamt stabilisierend) oder destabilisierend (und insgesamt unprofitabel).

Beispiel 2: Joseph Stiglitz sagt Weiterlesen

Wenn die Leistungsbeurteilung durch das Geschlecht mitbestimmt wird

Monika Bütler

Erschienen unter dem Titel Wenn das Geschlecht die Leistung bestimmt in der NZZ am Sonntag vom 24. Januar 2016.

Eine Gruppenarbeit beendete vor 25 Jahren mein Zweitstudium in Betriebswirtschaftslehre.

Mit fünf zugelosten Studienkollegen hatte ich eine Aufgabe in Strategie zu bearbeiten. Nach drei ergebnislosen Treffen begann ich allein zu recherchieren und verfasste einen ersten Entwurf. Plötzlich ging es flott weiter; die Arbeit blieb dennoch weitgehend meine. Dem externen Dozenten, einem angesehenen Kadermann, gefiel das Werk. Nur, meinte er nach der Präsentation, die Beiträge der Studierenden schienen ihm doch sehr unterschiedlich, insbesondere die Dame habe wenig zum Erfolg beigetragen. Weiterlesen

The Doggie Glass

Urs Birchler

Vor Jahren in einem indischen Restaurant in Charlottesville (VA). Weil wir alles indian hot bestellt hatten, blieb einiges in der Schüssel liegen. Dafür gewannen wir offenbar die Sympathie des Personals. Jedenfalls staunten wir zuhause, als im Doggie Bag auch noch grosszügige Zugaben aus der Küche enthalten waren.

Vor ein paar Wochen ass ich in einem der Uni Zürich zugehörenden Restaurants, dessen wohldosierte Portionen die nachmittägliche Lehr- und Forschungstätigkeit nicht beschweren. Aus Fürsorge für meinen Gast (und eigenem Interesse) fragte ich den Kellner, ob ein bisschen zusätzliches Brot erhältlich wäre (es werden jeweils nur wenige winzige Scheibchen serviert).

„Ungern“, meinte der Kellner Weiterlesen

Die Arroganz des Ökonomiekritikers

Urs Birchler

ich habe gestern eine doppelte Ungerechtigkeit begangen. Einerseits habe ich die NZZ für einen Gastbeitrag kritisiert und damit das Opfer zum Täter gemacht. Dabei sollte ich aus eigener Erfahrung wissen, dass die NZZ Gastautoren grösstmögliche Freiheit einräumt, das heisst ihnen ein Teil der wertvollen Pressefreiheit blind verschenkt. Ich bitte um Verzeihung, liebe NZZ.

Andererseits bin ich mit dem Täter viel zu sanft umgegangen. Weiterlesen