Kürzlich im Zug nach Bern. Ins Abteil nebenan setzt sich ein FDP-Parlamentarier, den ich von früher kenne. Er ist bereits am Arbeiten, derweil ich noch verzweifelt versuche, die Knöpfe an meinen Hemdsärmeln zu schliessen. „Weisst Du“, störe ich ihn, „mein Vater kam morgens in die Küche und streckte die Arme gradaus. Mutter wusste, was zu tun war. Heute arbeiten unsere Frauen; meine war heute morgen schon weg, als ich überhaupt erst in die Küche kam.“ „Ja, ja,“ meinte der Volksvertreter, „die Leistungsbereitschaft hat abgenommen, aber das Anspruchsniveau ist geblieben“. Baff ab soviel Prägnanz am frühen Morgen, schaue ich ihn nur dumm an. Warum lacht er jetzt so verschmitzt? Jetzt seh‘ ich’s auch: Er trägt ein Kurzarmhemd.
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Wenn CEOs Töchter haben …
Hartnäckige Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau sind ökonomisch noch immer nicht voll erklärbar. Umso interessanter sind Erkenntnisse darüber, wie die Unterschiede allenfalls verschwinden könnten. Ernst Fehr schickt mir dazu eine Studie von Dahl, Dezsö und Ross über Dänemark. Die Fragestellung ist: Spielt es für die Lohnunterschiede eine Rolle, ob der Geschäftsführer des Unternehmens eine Tochter bekommt? Antwort: Es spielt. CEO Väter, denen Töchtern geboren werden, heben das Lohniveau der weiblichen Mirabeiterinnen um gut ein Prozent an (bei CEO Müttern ist der Effekt nicht vorhanden). Die Lohnerhöhung wiederholt sich abgeschwächt bei der Geburt weiterer Töchter. Besonders stark steigen die Frauenlöhne, wenn die Tochter das erste Kind des CEO ist. Allerdings steigt nur der Lohn gut ausgebildeter Frauen (mit denen ein CEO seine Töchter offenbar am ehesten identifizieren kann).
Klar ist auch, weshalb Ernst Fehr und ich faire Vorgesetzte sind: Wir haben beide zur Erstgeborenen eine Tochter geschenkt erhalten.
Adventskalender 4
Wirtschaftsleben
Bezahlt wird einer dafür,
dass er die Richtlinien der Politik bestimmt,
dass er schlachtet,
dass er Kierkegaard deutet,
dass er sich ins Bett legt,
dass er Tasten drückt,
dass er seinen Samen spendet,
dass er endlich weiterkommt
bei der Lipotropin-Synthese,
dass er knüppelt, kocht,
bügelt, Tore schiesst,
dass er endlich verschwindet.
