Münzenverweigerung

Urs Birchler & Monika Bütler

Monika ist ohne Tram-Abo unterwegs. Kein Problem: das Portemonnaie strotzt vor Münz, und der Billetautomat scheint zu funktionieren. Also: CHF 5.80, das sind 3 Fünfziger, 19 Zwanziger und 5 Zehner, alle echt. Die gehen grad noch rein, bevor das Tram kommt. Nur: Bei verbleibenden 30 Rappen Bezahlschuld kommen alle Münzen erst zögerlich dann laut scheppernd wieder raus. Man erinnert sich an einen Jahrzehnte zurückliegenden Gewinn am Spielautomaten. Zusammen mit dem Geräusch des bremsenden Trams und der Leuchtanzeige „Zu viele Münzen“ hält sich die Begeisterung allerdings in Grenzen. Und wirft eine grundsätzliche Frage auf: Wie war das schon wieder mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel? Kürzlich haben wir uns über Österreichische Wechselstuben beklagt, die keine Euros auszahlen. Zürcher Tramautomaten verweigern sogar das Münz.

Klar, dass man die Scheidungsrente der/dem Ex nicht in Fünfrappenstücken vors Haus kippen darf. Klar auch, dass die Kinder beim Verkauf der Schoggitaler nicht auf einen Tausender rausgeben können. Aber kann ein VBZ-Automat boss eine beschränkte Anzahl Münzen zusammenzählen? Und wäre das nicht wenigstens einen Vermerk auf dem Automaten wert?

Wir verzichten auf die in solchen Fällen in der Presse übliche Berechnung, wieviele Arbeitsstunden oder Prozente des BIP jährlich verloren gehen, weil Trampassagiere den Anschluss wegen Münzverweigerung verpassen, zumal die Dunkelziffer bei knapp hundert Prozent liegen dürfte. Aber wir möchten uns doch für die Batzen, die unserem Blog den Namen gegeben haben, an dieser Stelle einsetzen. Wie heisst es doch so schön: Wer den Batzen nicht ehrt…

4 thoughts on “Münzenverweigerung

  1. „Typische Mäkelei von VolkswirtschafterInnen“ denkt sich da der Inscheniör.

    Die Münzen, welche jemand in den Automaten einwirft, müssen in einem senkrecht stehenden Kanal solange gespeichert werden, bis die ganze Transaktion abgeschlossen ist. Bei den oben aufgeführten 27 Münzen war diese Grenze offenbar überschritten und der Betrag noch nicht erreicht. Der Automat hat daher netterweise die Münzen wieder ausgespuckt. Ein sehr viel längerer Kanal würde die Baugrösse des Automaten unzweckmässig vergrössern.

    Ein Schild, welches die Benutzer darauf aufmerksam macht, dass pro Zahlung höchstens Münzen in der Gesamtlänge von so und soviel Millimetern eingeworfen werden können, würde zu Recht als Schildbürgerstreich verschrien.

    Jedem Inscheniör wird es spontan einfallen, dass man das Problem dadurch löst dass wenigstens eine grössere Münze eingeworfen wird und man die Unmenge von Kleinstgeld nicht auf diese Weise verwerten kann.

  2. Auch in Aarau nehmen die Automaten im Bus nur eine Note oder einen Rekacheck pro Billettkauf an. Pech gehabt für Leute, welche ein Billett für über CHF 30 kaufen wollen.

  3. So war das mit den gesetzlichen Zahlungsmitteln: Als Geldgläubiger ist man verplichtet bis zu 100 Stück schweizerische Münzen entgegenzunehmen (Art. 3 Abs. 1 des Bundesgesetzes über die Währung und die Zahlungmittel [http://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19994336/index.html]). Mit 27 Stück ist man locker noch im Rahmen.

    Dem Wortlaut nach ist jede Person zur Annahme von Münz in diesem Umfang verpflichtet. Wie es sich bei Automaten verhält, wäre noch zu klären. Ich meine: Nicht anders. Die VBZ würden durch ihren nicht annahmewilligen Automaten in Annahmeverzug geraten. Sollte man auf der Fahrt kontrolliert werden, köönte man den Fahrpreis dem Kontrolleur immer noch in die Hand drücken. Ich weiss aber nicht, ob die reiche Schwarzfahrer-Rechtsprechung sich mit diesem Problem schon einmal zu befassen hatte und wie allenfalls entschieden worden ist.

  4. …sonst müsste man einen Geldschlauch einführen, der die gesetzlich erlaubte Höchstmenge an Münzen fasst.

    Es macht doch viel mehr Freude sein Münz über eine längere Zeit gleichverteilt abzugeben, als einen VBZ Automaten mit einem schwarzen Schwan zu füttern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert