Von Florian Habermacher und Gebhard Kirchgässner
In der Schweiz wurde eine Initiative zur Einführung eines garantierten Mindesteinkommens lanciert. Gedacht ist an eine Rente in Höhe von 2’500 CHF für Erwachsene und 625 CHF für Kinder. Der Gesamtaufwand betrüge etwa 200 Milliarden CHF. Das von den Initianten vorgeschlagene Finanzierungskonzept trägt nicht. Aber auch eine Finanzierung über die Mehrwertsteuer oder über die Einkommensteuer wäre nicht realisierbar. Damit zeigt sich wieder einmal das bereits aus anderen Studien bekannte Ergebnis, welches analog auch für das Konzept der Negativen Einkommensteuer gilt: Ein garantiertes Mindesteinkommen ist entweder zu niedrig, um (ohne zusätzliches Einkommen) ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, oder es ist, falls es dazu hoch genug ist, nicht finanzierbar. Zudem ist ein bedingungsloses Grundeinkommen auch aus ethischer Perspektive kaum zu rechtfertigen. Dieser Beitrag wurde kürzlich in der Ökonomenstimme publiziert.
Hier gehts zum Artikel: Garantiertes Grundeinkommen
Bedingungsloses Grundeinkommen: Warum eigentlich und für welche
Menschen genau? Für Behinderte und Kranke haben wir die IV.
Gesunde Menschen wollen arbeiten, etwas leisten und ihr Auskommen
bestreiten.
Genau weil gesunde Menschen arbeiten wollen, brauchen wir ein Grundeinkommen. Die „Wirtschaft“ kann nicht jedem gesunden Menschen jederzeit eine bezahlte Arbeit bereithalten (und soll das auch nicht, schliesslich wollen wir vom Fortschritt auch profitieren, d.h. weniger arbeiten). Und weil sie das nicht kann, gibts ein Ausscheidungsrennen unter der arbeitenden Bevölkerung um diese Arbeitsstellen. Die Verlierer landen in der Arbeitlosenkasse/Sozialhilfe und die Gewinner geraten am Arbeitsplatz immer mehr unter Leistungsdruck. Die bekannten psychischen Krankheiten unserer Arbeitswelt sind die Folge.
Das Grundeinkommen sorgt für eine in den Grundbedürfnissen abgesicherte Gesellschaft und darum für mehr Platz für Leistung am richtigen Ort
Herr Bärenbold, die schweizer Wirtschaft hätte jederzeit genügend Arbeitsplätze für die in der Schweiz lebende Bevölkerung. Sonst könnten ja nicht jährlich über 100000 Leute in die Schweiz einwandern, ohne dass die Arbeitslosigkeit steigt. Das Problem in der Schweiz ist, dass wegen der PFZ nicht sorgsam mit den lokalen Arbeitskräften umgegangen wird. Die Ausbildung von Fachkräften wurde über Jahre vernachlässigt. Ich erinnere mich noch gut wie vor ein paar Jahren viele Junge keine Lehrstelle finden konnten. Dies rächt sich nun und man holt die Fachkräfte im Ausland.
Wenn die schweizer Wirtschaft nicht so kurzfristig Denken würde, würde sich niemand Gedanken über Grundlohn, 1:12 oder Mindestlohn machen. Ziel der Schweiz AG sollte es doch sein, so viele Leute wie möglich in der Arbeitswelt zu halten. Jeder der in der Arbeitslosigkeit oder Sozialhilfe landet kostet doch die Schweiz AG doppelt. Erstens stellt er sein Potential nicht mehr zum Wohle der Schweiz ein und kostet. Zweitens entzieht er dem produktiven Arbeitsmarkt Fachkräfte die sich um die Verwaltung seines Problems kümmern.
Wenn die Wirtschaft diesen Aspekt richtig berücksichtigen würde, wäre die Arbeitslosigkeit in der Schweiz bedeutend tiefer und auch Behinderte hätten wieder eine Chance im regulären Arbeitsmarkt. Die schweizer Wirtschaft würde wieder Verantwortung übernehmen und geziehlt Arbeitskräfte nach ihren Bedürfnissen ausbilden.