Diana Festl-Pell
Neulich bei einem gemütlichen vorweihnachtlichen Fondue-Essen mit ehemaligen Studienkollegen: Hauptthema am Tisch – Euro-Schuldenkrise. Nach kurzem Meinungsaustausch, meinte ein Tischnachbar, sein Urgrossvater hätte einmal gesagt, er könne absolut nachvollziehen, dass die Deutschen generell so wenig sparen. Da spitzte ich schon sehr die Ohren, was jetzt kommen mochte. „Schliesslich hätte diese Generation ja die Hyperinflation und damit die absolute Geldentwertung miterlebt, da vergehe einem ja das Sparen.“ Das stimmt wohl. Ich denke an die Familiengeschichte meiner eigenen Urgrosseltern: 1919 kennengelernt und für die nächsten Jahre äusserst sparsam gelebt, um sich für die gemeinsame Zukunft und nach der Hochzeit ein kleines Häuschen bauen zu können, waren sie 1923 kurz vor ihrem Ziel. 1924 konnten sie sich von eben diesem jahrelang Ersparten noch einen Laib Brot kaufen. Einige Jahre später haben sie sich auf einem abschüssigen Gelände ausserhalb des kleinen Dorfes doch noch ihr 3-Zimmer Häuschen gebaut. Gleicher Schauplatz, 60 Jahre später: Ich bin als Kind begeisterte Künstlerin und lerne von meiner Uroma, wie man schöne Trockengestecke anfertigt und mithilfe von Steckschaum in Form bringt. Überall in ihrem kleinen Häuschen stehen tönerne Krüge und Vasen voll mit getrockneten Blumen- und Getreidebündeln. Einige Jahre später wird nach ihrem Ableben der Hausstand aufgelöst. Und was findet man da in all den Vasen und Krügen unter dem Steckschaum? Einige hundert 5 DM-Münzen! Zumindest sie hat also fleissig weitergespart, nur nicht mehr auf der Bank und nicht mehr in Scheinen.
Da lacht ein anderer Tischnachbar auf und meint, in der Schweiz sei ja das Misstrauen in den Staat nicht so gross gewesen, jedoch scheint nicht Jeder den Banken grösstes Vertrauen entgegengebracht zu haben. Er erzählt, dass sein Grossvater, als die Kinder beschliessen, das Elternhaus grundsanieren zu lassen, bei der ersten Besichtigung schreiend aus dem Keller gerannt kommt und meint, dort müsse einmal eine Wand gewesen sein, die jetzt nicht mehr da sei. Er rennt wiederum, von seinen Kindern verfolgt, in den Keller, tastet die noch stehenden Wände ab und zieht einzelne Ziegeln aus ihnen heraus. Was befindet sich dahinter? Ganze Bündel mit Geldscheinen!