Numerus Germanicus

An Schweizer Uni: Deutscher Professor stellt deutschen Assistenten ein. Zufall? Nein, vermuten wir. Unser Verdacht: Mit grosser Wahrscheinlichkeit hatte der Kollege kaum eine andere Wahl. Es ging ihm auch nicht anders als uns Schweizern. Dazu einige Zahlen zu kürzlich ausgeschriebenen Stellen:

Assistenz am Bankeninstitut (ISB) der Uni Zürich.
14 Bewerbungen; davon D: 6, CH: 2, A: 0

Nachwuchsdozenturen an der UniSG:
Wirtschaftspolitik: 343 Bewerbungen; davon D: 15, CH: 3, A: 1.
Quantitative Ökonomie: 125 Bewerbungen; davon D: 9, CH: 1, A: 0.

Kein Wunder sind ein Viertel der Mittelbau-Stellenprozente in deutscher Hand, wie die NZZ von heute berichtet. Eher ein Wunder, dass es nicht mehr sind. Wenn der Zürcher die Stelle in Bern verschmäht, kommt eben die Kollegin aus Rostock zum Zuge. Dies, obwohl sowohl Schweizer als auch deutsche Professoren zum Teil händeringend nach Schweizern suchen.

Und warum kommt der Professor aus Deutschland? Richtig:

Ausschreibung für Professur Internationale Ökonomie UniSG:
Bewerbungen: 32; davon D: 13, CH: 0 (in Worten: NULL), A: 2.

Bei aller Diskussion um die ausländischen Professoren sollte vielleicht auch einmal die andere Seite erwähnt werden: Eine grosse Anzahl von Schweizern lehrt im Ausland. Die meisten werden ebenso freundlich aufgenommen werden wie MB damals in Tilburg (NL). Ebenso freundlich sollten wir diejenigen behandeln, die mit viel Engagement und Enthusiasmus in der CH lehren und forschen — schliesslich profitieren wir mindestens ebensoviel von ihnen wie sie von uns.

Hier (auch für Schweizer Arbeitgeber) die Liste der Schweizer Ökonomen im Ausland.

2 thoughts on “Numerus Germanicus

  1. komplexes Thema, das immer Gefahr läuft, bei Ressentiments zu landen.

    1) ja, es gibt viele engagierte deutsche ProfessorInnen (und MittelbauerInnen) in der Schweiz und ja, auf Stellenausschreibungen melden sich häufig mehr Deutsche als Schweizer (oder gar keine Schweizer).

    2) vielleicht sollte sich die Schweizer Bildungspolitik mal überlegen, ob es genügend Nachwuchsförderung betrieben wird. Eine akademische Karriere ist finanziell unattraktiv, erlaubt deshalb auch selten, Familie und Beruf unter einen Hut zu kriegen, und ist zudem noch extrem unsicher.

  2. (Fortsetzung): Es gibt einfach zu wenige feste Post-Doc-Stellen, Assistenzprofessuren oder Tenure-Track-Angebote.

    3) für deutsche Bewerber ist die Schweiz sehr attraktiv – nicht zuletzt aufgrund der deutschen Niedriglohnpolitik. Ich verstehe jeden deutschen Doktoranden, der sich hier bewirbt.

    4) Lange nicht jeder deutsche Lehrstuhlinhaber bemüht sich um inländische (Schweizer/Secondos) Mitarbeiter, Nachwuchsförderung im Inland oder interessiert sich für schweizerische Themen. Und bei Professorenstellen spielen (deutsche) Netzwerke oftmals mit.

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