Mit einem verständlicherweise bitteren Unterton berichtet die spanische Presse, dass der Torschütze des Schweizer Treffers auf den Kapverden geboren sei. Und überhaupt, die Schweiz habe den Erfolg ohnehin nur den adoptierten Ausländern zur verdanken. Doch wer glaubt, der Erfolg der jungen Immigranten beschränke sich auf den Sport liegt ziemlich daneben.
Laut OECD-Statistiken erreichen die Secondos bei den 20-29-Jährigen einen etwa gleich hohen Beschäftigungsgrad wie ihre Schweizer Kollegen. Berücksichtigt man Unterschiede in der Ausbildung, so arbeiten junge Frauen aus der zweiten Einwanderer-Generation sogar mehr als Schweizerinnen.
Interessant an der OECD-Studie sind vor allem die grossen Unterschiede zwischen den Ländern. Nur noch Kanada schneidet in der Integration von Immigranten in den Arbeitsmarkt besser ab als die Schweiz. In Kanada arbeiten die Ausländerinnen der zweiten Generation in der Altersgruppe der 20-29 jährigen sage und schreibe 10% mehr als die Einheimischen. Der Erfolg der Schweiz auch in der Integration ist mindestens so erstaunlich wie der im Fussball: Kanada und die USA lesen ihre Einwanderer viel strenger aus als die Schweiz. In Deutschland und Frankreich arbeiten Secondos 15-20% weniger als die Einheimischen. Das gleiche Bild in den Skandinavischen Staaten, die so oft als Musterländer hinhalten müssen. Die Unterschiede in der Ausbildung zwischen Einheimischen und Secondos erklärt nicht einmal die Hälfte der Differenz.
Weiter so – in Sport und Integration – Hopp Schwiiz!
Ich habe das WM-Spiel in einer grossen Public Viewing-Arena gesehen. Ich bin im Kanton Zürich noch nie an einem Anlass gewesen, an welchem das Publikum so homogen war. Kaum ein Secondo trägt das Trikot der Schweizer Nati. Die Migranten bleiben Italiener, Türken, Serben etc. Die Integration ist in der Schweiz nicht besser als in anderen europäischen Ländern. In der Schweiz gibt es mehr Jobs – das ist alles.
Nein, das ist nicht alles. Mehr Jobs heisst nicht, dass die Integration automatisch einfacher ist oder besser gelingt. Gerade das Beispiel Dänemark zeigt, dass auch ein Land mit tiefer Arbeitslosigkeit und hohen Beschäftigungsquoten eine schlechte Integration der Secondos aufweisen kann. Die Anzahl Jobs und die Integration der Secondos in den Arbeitsmarkt haben möglicherweise einen gemeinsamen unterliegenden Grund: Der Arbeitsmarkt in der Schweiz ist sehr flexibel.