Ich habe die Ereignisse um das Investment-Banking der UBS (wie viele seriöse UBS-Mitarbeiter auch) bisher mit einer Mischung von Erstaunen und Entsetzen wahrgenommen. Nun ist aber Zeit für die komplette Verzweiflung. Der Tagesanzeiger meldet, der Chef des Investment Banking der UBS habe gesagt „Lasst uns den Milliardenverlust wettmachen“. Dies heisst unter Ökonomen „Gambling for resurrection“. Mit gutem Geld versuchen, bereits verlorenes wieder zu gewinnen. Wie die Glücksspieler sagen: „In case of trouble, double.“ Genauso hat Nick Leeson die Bank Barings umgebracht, genauso funktionierte Jérôme Kerviel bei Société Générale. Genauso dürften auch die Verluste bei UBS so gross geworden sein. Jetzt fordert der Chef: Mehr vom selben! Er wird wohl nicht gemeint haben, die 2 Milliarden einzusparen, indem Bleistifte vorsichtiger gespitzt werden.
Entweder hat der Tagi gelogen oder aber: Jetzt bitte Ende Feuer! Wenn jetzt die FINMA nicht den Stecker zieht, dann weiss ich nicht, wozu wir eine Bankenaufsicht brauchen.
Nachtrag (20.9.16:30): In einer Email an seine Mitarbeiter schrieb der Chef des Investment Banking, Carsten Kengeter, gemäss mehreren englischen Zeitungen: „The key to repairing the financial damage to the firm, as well as to our shareholders, is to deliver excellent ongoing performance from each desk and each team, starting today. A very strong fourth quarter is the best way to demonstrate to all that we are bigger than the acts of one misguided individual…..“. Das mag in deren Ohren gut klingen. Übersetzt kann es nichts anderes heissen als: Eigenhandel forcieren und Gewinne einfahren, was bekanntlich nicht ohne zusätzliche Risiken geht.
Der Bankensektor ist schon seit Jahrzehnten die am meisten regulierte Branche überhaupt. Diese staatliche Regulation hat jedoch in zahlreichen Fällen versagt. Jene Probleme, die die Regulierung verhindern sollte, sind in den letzten Jahrzehnten sogar in immer grösserem Ausmass aufgetreten. Die Beispiele finden sich in vielen verschiedenen Ländern und Zeiträumen. Ich möchte Sie deshalb fragen: Fordern Sie nicht auch „mehr vom selben“? Sie fordern mehr Regulation, obwohl diese in der Vergangenheit nicht effektiv war. Wäre es nicht zumindest erwägenswert, die Risiken bei jenen Leuten zu belassen, von denen sie auch eingegangen worden sind. Das heisst, bei den Aktionären und Gläubigern der Banken? Dadurch würde die Eigenverantwortung und das Risikobewusstsein dieser Akteure gefördert – wäre nicht genau dies wünschenswert?
Ich trete seit langem für höhere Eigenmittel ein (auch für mehr als die berühmten 19% der risikogewichteten Anlagen), auch für CoCo-Bonds.
Urs Birchler