Renditezwang für die UBS — Trugschluss Nr. 2

Urs Birchler

“Die UBS muss den Renditevorstellungen ihrer internationalen Aktionäre gerecht werden.”

Dieser Satz ist ein weiteres Beispiel für Aussagen, die vordergründig richtig sind, aber komplett falsche Folgerungen suggerieren. (Ein anderes Beispiel ist der gestern hier diskutierte Satz: Eigenmittel sind teuer.)

Selbstverständlich muss jede Bank, jede Unternehmung, genug verdienen, um die notwendige Rendite auf ihrem Kapital, sei es Eigen- oder Fremdkapital, zu verdienen. Gelingt ihr dies nicht, zeigt dies an, dass sie Wert vernichtet. Sie gehört weg. Das ist Marktwirtschaft.

Irrig ist hingegen die Vorstellung, die Renditevorstellung der Kapitalgeber sei eine für die Kapitalnehmerin vorgegebene Zahl. Von einer Schweizer Bundesobligation verlangen Investoren eine wesentlich tiefere Rendite als von einem Junk Bond. Den Unterschied macht die notwendige Risikoprämie.

Auch von einer Bank verlangen die Kapitalmärkte eine Rendite, welche für die Risiken der Bank entschädigt. Mit anderen Worten: Die Risiken der Bank sind die Ursache, die erforderliche Kapitalrendite die Folge. Also genau umgekehrt, als das einleitende Zitat suggeriert. Die “erforderliche Rendite” taugt deshalb nicht als Grund, erhöhte Risiken einzugehen. Ein Transportunternehmen kann auch nicht argumentieren: “Wir müssen schnell fahren, um den Malus bei der Versicherung wieder einzuspielen.”

Trotzdem zäumen Bankenvertreter das Risiko-Rendite-Pferd immer noch am Schwanz auf. Wir stritten darüber schon vor Jahren mit Sergio P. Ermotti (Kritik und Replik) Nachdem sich neuestens anscheinend auch noch bei der NZZaS die Vorstellung eingeschlichen hat, die UBS müsse “den Renditevorstellungen ihrer internationalen Aktionäre” gerecht werden, musste es wieder einmal gesagt sein: Renditevorstellungen der Kapitalgeber sind kein Grund zur strategischen Entscheidungen, sondern deren Folge.

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