Monika Bütler
Als Ergänzung zu den beiden wunderbaren Artikeln von Xenia Tchoumitcheva und Nicole Althaus in der heutigen NZZ am Sonntag. Frau muss nicht einmal schön und jung sein, auch spröderen mittelalterlichen Exemplaren wird die Kompetenz abgesprochen.
Sehr geehrter Herr Professor Dr. Bütler, wir freuen uns, Sie und Ihre Familie in unserem Gasthaus begrüssen zu dürfen. So wurde meine Buchung bestätigt, die ich mit meiner HSG-emailadresse und dem Namen Monika Bütler getätigt hatte. Am Ferienort angekommen wurden wir herzlich begrüsst: Als Herr Professor Dr. Bütler und Frau Bütler. Auf die Intervention meines Mannes wurden dann unsere Tischkärtchen in Herrn Dr. Birchler und Frau Bütler geändert. Eine zweite Intervention – mit dem Hinweis, dass wir keinen Wert auf Titel legten, aber wenn schon, bitte die korrekten – hatte keine Folgen. Eine dritte wurde mit einer scheuen Bemerkung der jungen Dame am Empfang quittiert: Das hätte sie ihrem Kollegen schon gesagt, aber der meinte, das könne nicht sein. Wir gaben auf. Noch immer erhalten wir Angebote des Hotels: an meine HSG-Adresse – für Herrn Professor Dr. Birchler.
Ähnliche Geschichte mit unserem gemeinsamen Bankkonto. Bis vor kurzem stand in der Anschrift nur der Doktortitel (später der Professorentitel) meines Mannes, die wichtigen Informationen wurden nur an meinen Mann gesandt. Dies obwohl das Stammkonto unter meinem Namen läuft und mein Mann erst viel später dazu stiess. Als wir bei der Bank eine Hypothek aufnahmen, baten wir zusammen mit der Adressänderung auch, dass doch bitte entweder die Titel gelöscht werden oder auf den neuesten Stand gebracht werden. Resultat: Neue Adresse mit Herrn Prof. Dr. Birchler, Frau Bütler. Erst als ich kürzlich als Referentin für einen Kundenanlass der Bank angefragt wurde und die Geschichte erzählte, reagierte die Bank.
Etwas weniger lustig ist es, wenn mir als Frau auch die Kompetenzen abgesprochen werden, nur weil mein Mann im gleichen Fach ist. Ein Student monierte bei einer Lehrevaluation, dass ich Folien meines Mannes verwendet hätte (es war umgekehrt). Und ein Journalist stellte die neuen Mitglieder eines Gremium wie folgt vor: Bei meinem Kollegen wurde die fachlichen Qualifikationen erwähnt, bei mir die frühere Arbeitgeberin meines Mannes. So nachdem Motto: er kann etwas und sie hat wenigstens einen Mann, der etwas kann. Ich nehme nicht an, dass der Student und der Journalist böse Absichten hatten. Der Reflex ist einfach: Der Mann ist besser.
Ja, traurig und bedenklich in der heutigen Zeit, Jahrzehnte nach den Kämpfen der ersten Feministinnen. Heute ist die Chancengleichheit zwar weit fortgeschritten, aber mit dem gesellschaftlichen Bewusstsein hapert es noch gewaltig. Dranbleiben muss unsere Devise da heissen – und dabei wenn möglich die gute Laune behalten!
Ich als Mann erhalte auch Rechnungen, da werde ich als Frau angesprochen – Fehler können entsprechend passieren, aber dies gleich auf die klassische Mann/Frau-Debatte zu schieben, sollte man in der heutigen, emanzipierten Zeit auch nicht.
Ich kenne Sie Frau Bütler nicht persönlich und will Sie nicht angreifen, aber ein Dr. oder Prof. Titel attestiert leider noch keine Kompetenz, die es sonderlich zu erwähnen gilt. Ich denke auch bei der eigenen Person braucht es eine kritische Betrachtung
hans muller, lesen Sie bitte den Beitrag genau, denn es geht überhaupt nicht darum, dass AUS VERSEHEN jemand falsch tituliert wurde: Frau Bütler wollte im Hotel den Sachverhalt berichtigen. Entweder alle Titel weg oder sie dann richtig benennen. Das Problem ist, dass dieser Wunsch ignoriert wurde, weil das Personal dies für unmöglich hielt: der Mann hat der Professor zu sein. Solche Grundhaltungen sind das Problem und nicht irgendwelche Flüchtigkeitsfehler.
Solche Ereignisse basieren leider ( aus eigener Erfahrung) nur selten aus Versehen.
Wir waren mit einem LKW in Südamerika unterwegs (ich als „Frau“ fuhr). Wir kamen in eine Polizeikontrolle, von mir wurde vom Impfausweis bis hin zum Führerschein alles verlangt….. da alles korrekt war und ich auch die „Lizenz“ hatte um die 8,5 Tonnen zu bewegen wurde dann mein Mann, der auf dem Beifahrersitz sass, mit grossen Augen gefragt, ob es ihm denn gut gehe oder ob er krank sei, als er dies verneinte wurde er gefragt, ob er denn keinen Führerschein hätte, als er dies mit einem DOCH quitierte, war dem Polizisten die Verwirrung endgültig anzusehen.
Auch in der Schweiz wird man z.t noch mit einem AHA „gestraft“ wenn man als Mutter von 2 Kindern dafür „kämpft“ 50% arbeiten zu „dürfen“. Leider muss ich hier von kämpfen / dürfen sprechen, denn auch in der Schweiz wird es engagierten, arbeitswilligen Frauen, mit Kindern ( und Mann) verdammt schwer gemacht zu arbeiten.
Wir Frauen müssen für unsere Bedürfnisse kämpfen, denn mit bitten und betteln ist es leider nicht getan.