Den bisher besten Artikel zum Entscheid der SNB hat Alexandre Ziegler in der Finanz und Wirtschaft geschrieben. Nachzulesen hier. Umsichtig, kristallklar und absolut nüchtern.
Archiv für den Monat: September 2011
Das P-Wort
Am 2. September hat an der ETHZ das „Energiegespräch“ stattgefunden. Das Hintergrundpapier ist aus verschiedenen Gründen interessant. Erstens stimmt es optimistisch in bezug auf die Vereinbarkeit von Wirtschaftswachstum und Energiesparen. Zweitens vermeidet es weitgehend das entscheidende Wort: den Preis. Dabei macht der Preis in der Wirtschaft den Unterschied zwischen Sein und Nichtsein — zwischen Nachfrage und blossem Wunsch. Schon Adam Smith wies darauf hin, dass auch ein armer Schlucker gerne einen Sechsspänner hätte, aber keine wirksame Nachfrage nach einem solchen ausübt (Wealth of Nations, I,7:8). Weil eben der Preis zu hoch wäre.
Weshalb fürchten die Teilnehmer an der Energiediskussion das P-Wort wie der Teufel das Weihwasser? Es scheint, die eine Seite will sich den Sechspänner nicht nehmen lassen und spricht statt von der (preisabhängigen!) Nachfrage lieber von „Bedarf“ oder der „sich abzeichnenden Versorgungslücke“ (www.energiedebatte.ch). Die andere Seite möchte den Sechsspänner lieber gleich verbieten und weiss daher mit dem Preis auch nichts anzufangen. Ein grüner Ständeratskandidat bloggt deshalb: „Private Verbraucher wissen oft nicht einmal über ihre Stromkosten Bescheid. Erhöhte Strompreisen mögen zwar als politische Drohkulisse eine Wirkung haben. Aber die Privat-Verbraucher, welche bewusst nicht aus ökologischen, sondern aus monetären Gründen Strom sparen, sind wohl spärlich gesät. Und sie würden es auch bleiben, wenn der Strompreis doppelt so hoch wie heute wäre.“
Kurz: Die einen hassen den Preis, weil sie ihn nicht bezahlen wollen, die andern, weil sie lieber Vorschriften verwalten.
Der letzte Marktwirtschafter möge dann bitte das Licht löschen.
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Andere Batz-Artikel zur Energiediskussion:
https://batz.ch/2011/07/heizpilz-mit-kuhlem-kopf/
https://batz.ch/2011/07/die-kreative-co2-buchhaltung-der-sbb/
https://batz.ch/2011/07/ich-bin-auch-ein-heizpilz/
https://batz.ch/2011/06/ausstieg-aus-der-okonomischen-vernunft-i/
https://batz.ch/2010/09/weil-noch-das-lampchen-gluht/
Ein Euro für 1.56 Franken – einige Preise bewegen sich doch nicht
Nach dem positiven Beispiel vor einigen Tagen, hier ein negatives Beispiel. Das Modeunternehmen Bogner rechnet für seinen Versandhandel (!) immer noch mit einem Wechselkurs von 1.56 Franken/Euro. Beispiel: Kleid Elena kostet in Deutschland 799 Euro, in der Schweiz satte 1250 Franken. Man braucht bei der Versandhomepage lediglich das /ch/ durch /de/ ersetzen und voilà…
Zur Erinnerung: 1.56 Franken kostete der Euro vor rund 3 Jahren. Dazu kommt noch, dass die Mehrwertsteuer in Deutschland mit 19% wesentlich höher ausfällt als in der Schweiz mit 8%. Im Versandhandel sollten zudem Lohnkosten keine direkte Rolle spielen.
Es geht mir nicht drum, einzelne Geschäfte anzuprangern. Das Beispiel zeigt aber: Es lohnt sich nach wie vor, den Importeuren auf die Finger zu schauen – und/oder um die betroffenen Firmen einen grossen Bogen zu machen.