4 thoughts on “Höhere Steuern – aber nur für den Sparstrumpf

  1. Das mit den höheren Steuern für Reiche ist so eine ambivalente Angelegenheit, ob für den Sparstrumpf oder für Erweiterungsprojekte. Wenn in der Politik Geld angespart wird, wachsen die Begehrlichkeiten. Suchen Sie nach konkreten Beispielen, wo beispielsweise Gemeinden/Städte über den Verkauf von Assets viel Cash gemacht haben. Sie werden solche finden. Es kommen dann die Sozialwerke, die Künstler, die Stadtverschönerer, die Kulturmanager etc. etc. etc.

    Mehr Vermögenssteuern für Reiche? Es gibt unterschiedliche „Qualitäten“ von Vermögen. Da ist beispielsweise der Unternehmer, der 20 Jahre auf Vieles verzichtete um ein Unternehmen mit 40 Mitarbeitern aufzubauen und heute vielleicht eine Million Gewinn macht. Vielleicht bildet dieser Unternehmer Rücklagen in der Unternehmung für schlechte Zeiten und bezieht einen bescheidenen Lohn. Die Steuerverwaltung bewertet sein Unternehmen vielleicht mit CHF 10 Mio. Soll er nun mehr ausschütten um erhöhte Vermögenssteuern zu bezahlen? Vielleicht sollte er eher verkaufen und einen Job annehmen, der ihm auch Ferien erlaubt.

    Bitte nochmals durchdenken!

  2. Den wunden Punkt – die Begehrlichkeiten, die mit höheren Einnahmen kommen – habe ich im Ausatz bereits selber angesprochen. Allerdings sind wir momentan, und „dank“ der demographischen Alterunt noch eine Weile in einer Situation, wo es wenig Überschüsse zu verteilen gibt, dafür umso mehr Löcher zu stopfen.
    Bei der Ausgestaltung des Steuersystems gilt es abzuwägen, dass die von Ihnen angesprochenen Anreize (mehr Ferien) alle betreffen. Heute sind die negativen Arbeitsanreize im Mittelstand sehr viel stärker als bei den Reicheren.
    Die Diskussion um die optimale Ausgestaltung des Steuersystems wird in der ökonomischen Literatur differenziert und kontrovers geführt. Als Beispiel sei hier der Aufsatz von Peter Diamond (Nobelpreis 2010) und Emmanuel Saez erwähnt: http://elsa.berkeley.edu/~saez/diamond-saezJEP11opttax.pdf
    Nochmals durchdenken tun wir immer wieder und gerne.

  3. Danke für die Rückantwort und den Link zum Paper. Lese ich gerne. Der intensive Austausch über solche Themen und demokratische Entscheide führen am Ende wohl in der Summe zu guten Lösungen. In diesem Sinne freue ich mich auf einige ruhige Stunden um mich mit dem Thema weiter zu befassen. Das Anliegen bleibt, dass am Schluss nicht die erfolgreichen Unternehmer die Zeche zahlen. Das Wirtschaften ist sehr anspruchsvoll geworden. Grösserer Wohlstand wurde von vielen Unternehmern sehr hart erarbeitet, in enger Zusammenarbeit mit leistungswilligen Mitarbeitern. (Leider gibt es auch Viele mit unangemessenen Anspruchshaltungen).

    Mir gefiel der Ausspruch von Mankiw: „I Can Afford Higher Taxes. But They’ll Make Me Work Less“

    http://www.marketobservation.com/blogs/index.php/2010/10/21/m-gregory-mankiw-harvard-i-can-afford-higher-taxes-but-they-ll-make-me-work-less?blog=10

    In diesem Sinne muss sehr wohl immer wieder durchdacht werden, wie ein Steuersystem ausgestaltet wird.

  4. Der Ausspruch von Mankiw gilt heute vor allem für die kleineren und mittleren Einkommen. Für die kleinen lohnt es oft nicht, überhaupt mit arbeiten zu beginnen, da der verfügbare Lohn die Sozialhilfe kaum übersteigt (falls überhaupt). Für die Volkswirtschaft viel schädlicher ist allerdings der „work less“ Effekt des Mittelstands. Durch die Steuern direkt und den Wegfall der Subventionen (Wohnraum, Krankenkasse, Kinderbetreuung) ist der realisierte Grenzsteuersatz oft nahe bei 100%. Als Folge sehen wir eine sehr kleine Arbeitsmarktbeteiligung gut ausgebildeter Frauen und eine hohe Frühpensionierungsrate bei mittleren Einkommen. Natürlich sind nicht alle Frühpensionierungen freiwillig. Doch die Tatsache, dass das effektive Rentenalter für besser verdienende tiefer ist als für Arbeiter gibt mir schon zu denken. Für viele dieser Mittelständer lohnen sich die zusätzlichen Arbeitsjahre schlicht und einfach nicht.

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