Franken drucken statt Blick kaufen

„Die Nationalbank muss statt Euros kaufen Franken drucken.“ Dies schreibt der Blick in der Online-Ausgabe von heute. Stammte der Artikel nicht aus der Hand des stellvertretenden Chefredaktors, man könnte verwundert darüber hinweggehen. Drum hier nochmals: Franken drucken macht nur Sinn, wenn diese Franken auch in den Umlauf gelangen. Bis hier ist es genau wie beim Blick, von der unterschiedlichen Druckqualität einmal abgesehen. Man kann das Druckerzeugnis verschenken (Gratisanzeiger) oder verkaufen. Blick und die SNB haben sich für die letztere Variante entschieden. Den Erlös muss man dann verwenden. Die SNB — hier trennen sich die Wege — braucht nur einen winzigen Bruchteil der Erträge für Löhne etc. Den Rest muss sie anlegen. Dabei hat sie im wesentlichen die Wahl zwischen Dollar und Euro. (Gelegentlich taucht in der Diskussion noch die Forderung auf: „Die Nationalbank muss inländische Obligationen oder Aktie kaufen, damit das Geld der inländischen Wirtschaft zugute kommt.“ Aber investieren Sie doch mal innerhalb von einigen Tagen ein paar Milliarden Franken in die Schweizer Wirtschaft, und zwar so, dass sich niemand benachteiligt vorkommt, und so, dass die Anlagen auch rasch wieder verkauft werden können.) Franken drucken ist also gleichbedeutend mit Euro (oder Dollars) kaufen.

Bedenklich ist, dass der stv. Chefredaktor der auflagenstärksten Schweizer Tageszeitung den Quatsch noch abgeschrieben hat. Die Devise „Franken drucken statt Euro kaufen“ wurde von Peter Bodenmann in Umlauf gesetzt. Hätte der Blick batz.ch gelesen, wo wir bereits protestiert haben (Eintrag vom 30. Juni), wär’s nicht passiert. Batz war dabei.

6 thoughts on “Franken drucken statt Blick kaufen

  1. Das Nationalbankgesetz erlaubt Kapitalbeteiligungen nur sehr eingeschränkt, z.B. beiOrell Füssli (Notendruck) oder dem StabFund:
    Art. 12 Beteiligungen und Mitgliedschaftsrechte
    Soweit es der Erfüllung ihrer Aufgaben dient, kann die Nationalbank sich am Kapital von Gesellschaften oder anderen juristischen Personen beteiligen und Mitgliedschaftsrechte an solchen erwerben.
    Gesetz ändern? Eine schwierige Frage. Kaum eine Notenbank darf Aktien kaufen (schon gar keine ausländischen …).

  2. Brächte es etwas, mit dem Steuerrecht oder anderen Rechtsänderungen, die Übernahme ausländischer Firmen durch schweizer Firmen attraktiver zu machen, unter der Bedingung dass dadurch Stellen nicht ins Ausland geschickt werden?

    Wenn der Euro heute vis a vis 1.60 33% billiger ist, und noch weiter sinken könnte, könnten schweizer Firmen die Umstände benutzen um Zulieferer und Konkurrenten zu übernehmen, die sie sich sonst nicht leisten könnten.

    Wenn die Eidgenossenschaft den Franken schon schwächen will, ist es doch sinnvoller, es über Ermässigungen an arbeitsplatz-schaffenden Firmen zu tun, anstatt über Interventionen am Forexmarkt, an denen Hedgefunds in aller Welt profitieren, während dass der Werkplatz zuschaut, wenig spürt, und dann später noch bezahlen muss.

    Krisen sind immer Möglichkeiten, wenn man rechtzeitig aus ihnen Kapital schlägt.

  3. Liebe Debattierer

    Als Nicht-Ökonom und Unternehmer mache ich mir folgende Gedanken:

    Mehr denn je muss ein aus der Schweiz exportierender Unternehmer weltweit mögliche neue Schritte irgendwelcher Politiker und Notenbanker antizipieren und in seine unternehmerischen Entscheide miteinbeziehen. Mir wäre es lieber, wenn die Politik an Macht verliert (davon sind wir leider weit entfernt) und sich Notenbanker wieder vorrangig auf das Ziel der Preisstabilität fokussieren. Ist es nicht höchst gefährlich, wenn die CH Notenbank den Wert des CH Frankens massgeblich beeinflussen will? Das Ziel der Preisstabilität könnte da plötzlich drastisch verfehlt werden. Geld zu drucken könnte bedeuten, dass ungewollt irgendwelche Asset Bubbles entstehen (das Geld soll ja irgendwo investiert werden) und sich Politiker wiederum qualifiziert fühlen, an irgendwelchen neuen Fronten durch Regulierungen Fehlentwicklungen des Marktes (verursacht durch frühere Eingriffe) entgegenzuwirken.

    Ist es denn so dramatisch, wenn sich Unternehmen so aufzustellen beginnen, dass sie über Zeit einen „natural hedge“ generieren, d.h. gewisse Unternehmensteile/-Aktivitäten ins Ausland verlagern? Hat über längere Zeit nicht der starke internationale Expansionsdrang von CH Unternehmen (z.B. Nestlé, Big Pharma, Maschinenbau, Banken etc.) der Schweiz auch viel Wohlstand und Know how gebracht? Kurzfristig wird der starke CH Franken in der Schweiz definitiv einige grössere Probleme verursachen (u.a. mehr Arbeitslosigkeit). Ich kenne jedoch nicht wenige Unternehmer, die nun bereits wieder am Tüfteln sind, wie sie die Produktiviät steigern können und wie sie allenfalls lange gehegte, internationale Expansionspläne nun forciert anpacken. Es ist ja nun allenfalls preislich vorteilhaft, im Euro- oder Dollarraum Unternehmen einzukaufen. Solche Schritte können das Stammhaus in der Schweiz nachhaltig stärken.

    Es ist für mich immer wieder faszinierend zu beobachten, wie sich durch das freiheitliche Schweizerische Umfeld ein unternehmerischer Mikrokosmos entwickelt hat, der höchst anpassungsfähig ist. Druckphasen (damit meine ich nicht Notendruck….) können Anpassungen notwendig machen, die etwas später wiederum zu unternehmerischen und volkswirtschaftlichen Vorteilen führen. Solange ein Land verlässliche Institutionen, wenig profilierungsbedürftige Politiker und gute Unternehmer hat, kann es mittel- und langfristig eigentlich nur gewinnen. Oder nicht? Immer wiederkehrende Phasen des „unternehmerischen Leidens“ sind in einem marktorientierten Umfeld unvermeidlich. Was wir doch Alle nicht wünschen sind politische Massnahmen, die uns über längere Zeit in Sicherheit wähnen lassen, jedoch dann irgendwann mal wieder zu einem „Big Bang“ führen.

  4. Das scheint mir die richtige Grundhaltung. Manche Unternehmen leiden gleichwohl unter Währungsschwankungen. Der Hotelier beispielsweise kann kaum „Unternehmensteile ins Ausland verlagern“. (Was noch längst keinen Grund für Subventionen oder Regulierungen darstellt.). Die Frage ist: Wie lange verträgt die Schweizer Wirtschaft die gegenwärtigen Wechselkurse? Ich hoffe, wir werden es nie erfahren.

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