Unter Freunden

Warum soll sich ein Amerikaner für die Finanzkrise in Griechenland interessieren? Im Aufsatz Athen an der Wall Street habe ich behauptet, die USA befänden sich derzeit auf dem Wege in ihre eigene griechische Tragödie! Dazu noch vier Ergänzungen:

1) Wenn überall in Euroland überall gespart werden soll, dann besteht eher die Gefahr einer Deflation (Japanese Disease) als die einer Inflation (Deutscher Alptraum).

2) China ist nicht bereit, die Rolle des „Market for Distressed Goods“ zu übernehmen, welche notwendig ist, in Krisenzeiten eine Deflation zu vermeiden (Kindleberger, 1973).

3) Deutschland verbucht Jahr für Jahr Haushaltsüberschüsse. Diese sind genau so unhaltbar wie dauerhafte Defizite. Aber das Problem hier ist komplexer als es die Franzosen darstellen (in etwa: Germany buy more!). Das Problem ist nicht nur, dass Deutschland mehr konsumieren soll. Vielmehr kommt es mir vor, als hätte Lenin in gewisser Hinsicht recht da Deutschland exportiert das aus den Überschüssen akkumulierte Kapital in Form von Direct Investment im Ausland (Sinn, Munich Economic Summit), weil man denkt, dass die Renditen dort höher sind (o.k., Lenin meinte man würde in die Kolonien investieren aber die Logik stimmt). Dadurch entsteht zu wenig Inlandsinvestition. Auch mehr Arbeitslosigkeit als notwendig. Natürlich müssen die Löhne noch weiter runter kommen, aber zumindest ein Teil der Überschüsse sollte in Deutschland reinvestiert werden — also, anstelle den Kauf von Made in Germany Maschinen in Indien etc. zu subventionieren, (ver)kaufe sie in Deutschland und lasse sie von deutschen Arbeitern betätigen. Dann haben wir mehr Beschäftigung und das Problem der mangelnden Nachfrage bzw. des mangelnden Konsums löst sich zum Teil von selbst.

4) Da aber 3 und 4 nicht zustande kommen und die Amerikaner dringend Geld brauchen, befürchte ich, dass die USA wieder in die Rolle der Lokomotive durch mehr Konsum hineinrutschen werden. Zunächst werden alle damit glücklich, aber dies verstärkt auf Dauer die strukturellen Inkohärenzen, die aus die amerikanischen Haushalts- und Handelsdefizite erzeugt werden.

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