Rentenklau durch Inflation

Der Chefökonom des Internationalen Währungsfonds IWF, der MIT-Professor Olivier Blanchard, schlägt eine Erhöhung des Inflationsziels auf circa 4% vor.

Erstaunlich am Vorschlag ist vor allem, wie wenig Echo er bisher ausgelöst hat. Er betrifft ja nicht nur die Geldpolitik, sondern auch den Staatshaushalt sowie die Einkommens- und Vermögensverteilung.  Das mögen abstrakte Grössen sein. Weniger abstrakt, aber offensichtlich unterschätzt ist, dass von höheren Inflationsraten auch Rentensysteme stark betroffen sind. So wird in der Schweiz momentan heftig über die vorgeschlagene sechsprozentige Senkung des Umwandlungssatzes von 6.8% auf 6.4% gestritten. Eine Erhöhung der durchschnittlichen Inflationsrate von 1% auf 4% käme jedoch – über die ganze Rentendauer gesehen – einer Senkung des Umwandlungssatzes um bis zu 25% gleich. Ohne dass jemand etwas dazu sagen könnte.

Den stabilitätsgewohnten Schweizern dürfte gar nicht mehr klar sein, wie sehr schon eine relativ geringe Inflation die Kaufkraft der Renten schmälern kann. Im Alter von 75 Jahren – einem Alter, in dem fast 90% der Rentenbezüger oder deren rentenberechtigte Partner noch leben – ist bei einer nicht ausgeglichenen Inflation von 2% die Kaufkraft der Rente 18% tiefer als bei der Pensionierung, bei einer Inflation von 4% sind es bereits 34%. Bei einem zu hohen Umwandlungssatz dürfte auch der Passus im BVG, dass die „Pensionskassen die Teuerung der Altersrenten im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten ausgleichen“, ein frommer Wunsch bleiben.

One thought on “Rentenklau durch Inflation

  1. Stefan Riße: Die Inflation kommt!

    Weite Teile der westlichen Welt haben ein Verschuldungsproblem. Und damit ist nicht nur die Staatsverschuldung gemeint. Auch private Haushalte, beispielsweise in den USA, in Großbritannien und in Spanien, haben zu lange auf Pump gelebt. Hinzu kommt, dass sich auch einige Unternehmen zu hohe Verbindlichkeiten aufgebürdet haben, um Übernahmen zu finanzieren. Die Verschuldung in den USA ist sogar höher als in der großen Depression nach 1929…

    Eine Entschuldung der Staaten und Privathaushalte mittels gerade noch erträglicher, aber deutlich spürbarer Geldentwertung bei niedrigen Zinsen wäre ein gemäßigtes Szenario.

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