Ein verlängertes Wochenende in Paris als Geschichtslektion: Nicht das Kriegsende vom 8. Mai 1945 lieferte die Schlagzeilen, sondern die vom Staatspräsidenten geforderte „Generalmobilmachung“ gegen die Feinde des Euro.
Aux armes citoyens! — an Munition soll es nicht fehlen. Während ich schreibe, wird ein Hilfspaket von 600 Milliarden Euro geschnürt. Dieses ist allerdings nicht die Lösung, sondern recht eigentlich das Problem.
Ich habe nie ganz verstanden, weshalb der griechische Staatshaushalt ein Problem für den Euro darstellt. Griechenland hätte Zahlungsunfähigkeit erklären können — unangenehm, auch für die Gläubiger(banken), doch was soll das dem Wert des Euro anhaben? Oder Griechenland hätte aus der Währungsunion austreten können; technisch anspruchsvoll und wirtschaftlich schmerzhaft — aber sicher kein Problem für den Euro; eher hätte das Ausscheiden eines bankrotten Staates den Euro noch gestärkt.
Viel gefährlicher ist die Fehlleistung der europäischen Politiker, erstens das Griechenland-Problem zum Euro-Problem zu erklären, und zweitens den Euro „retten“ zu wollen. Bereits beschlossen ist offenbar der Aufkauf der Schulden gefährdeter Mitgliedstaaten. Dies läuft letztlich auf eine indirekte Monetisierung der Staatsschulden hinaus. Die „Rettung“ des Euro kostet soviel Geld, dass die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank in Gefahr gerät. Sobald die Finanzmärkte Inflation wittern, bauen sie diese in die Zinssätze ein. Dann beginnt sich die griechische Spirale für alle Euro-Länder zu drehen. Drum — Rettet den Euro vor seinen „Rettern“!
P.S.: Fast visionär klingt aus heutiger Sicht das Referat von Otmar Issing vom 24. März 1999 (Beispiel: Die Wirksamkeit der „no bail out“ Klausel in Artikel 104b des Maastrichtvertrages müßte ihren Test, der hoffentlich niemals gefragt ist, erst noch bestehen). Die Rede bietet in Kürze alles wichtige zum Thema Geld- und Fiskalpolitik im Euro-Verbund.