Vor zwei Wochen haben wir hier berichtet, dass der Gouverneur der Bank of England, Mervyn King, aus Sicht der Banken übergeschnappt ist. Er hat den Glaubenssatz in Frage gestellt, wonach Eigenmittel teurer sind als Fremdmittel. King wurde sogar vorgeworfen, er wolle das britische Bankensystem zerstören. Seine auf die Finanztheorie gestützte Argumentation steht tatsächlich im Widerspruch zur Alltagserfahrung der Praktiker. Wer hat recht?
Des Rätsels Lösung liegt darin: Beide Seiten sprechen über unterschiedliche Dinge. Die Bankpraktiker sprechen über die Kosten der Beschaffung von Eigenmitteln, die Theoretiker über die Kosten der Haltung von Eigenmitteln. Kurzfristig haben die Praktiker recht, langfristig die Theoretiker. Mervyn King hat gut getan, sich an der längerfristigen Sicht zu orientieren. Im einzelnen findet sich die Argumentation in meinem Aufsatz.
Eine kürzere Version wurde von der NZZ vor über einer Woche akzeptiert, aber noch nicht gedruckt. Da ich soeben von Inke Nyborg den gestrigen Artikel von David Miles (Monetary Policy Committee Bank of England) aus der Financial Times erhalten habe, in der dieser ähnlich argumentiert, wollte ich meinen Text hier zur Verfügung stellen, bevor er abgeschrieben scheint. Die NZZ möge mir verzeihen.