Urs Birchler und Monika Bütler
Zugegeben, wir fliegen zuviel (dass wir weder Auto noch Hund haben, rettet das Klima auch nicht). Aber vielleicht sind wir als Klimaschweine gerade hier mal glaubwürdig:
Der Nationalrat hat gestern — zu unserem blanken Entsetzen — eine CO2-Abgabe auf Flugbenzin einmal mehr abgelehnt — mit 93 zu 87 Stimmen. (Wo waren die übrigen 20 Mitglieder? Hoffentlich nicht im Flugzeug.) Strittig war nicht die globale Erwärmung, auch nicht der menschliche Beitrag und nicht einmal der Umstand, dass Flugzeuge mit Flugbenzin fliegen.
Nein: Es wurde argumentiert, die Passagiere wanderten ins Ausland ab (obwohl alle Nachbarländer eine Abgabe auf Flugbenzin kennen, ausser Liechtenstein, das aber noch keinen Flughafen hat). Noch besser: Das Fliegen dürfe nicht zu einem Privileg für Reiche werden.
Liebe Damen und Herren Volksvertreter/innen: Fliegen ist ein Privileg der Gutverdienenden, auch wenn Familie Schmalhans auch irgendwann einmal auf die Kanaren fliegt. Wenn wegen einer CO2-Abgabe einmal ein Weihnachtsshopping in London oder ein Polterabend in Barcelona ausfiele, würde nicht einmal Caritas von einem Armutsproblem sprechen.
Schonung der Gutverdienenden bei gleichzeitiger Schröpfung derjenigen, die gegen Ende des Monats mit Sorge ins Portemonnaie schauen müssen: Das ist es doch, was den demokratischen Konsens zersetzt. In diesem Sinne hatte NR Christian Imark (SVP/SO) sogar recht als er — leider als Argument gegen einen höheren Benzinzuschlag für Autos — sagte: „Denken Sie an die Gelbwesten in Frankreich!“ Klar versteht der Auto-Pendler in Knonau nicht, warum er bezahlen muss, während die Business-Class ohne Klimabeitrag nach London City jettet.
Aber nicht genug: Ganz quer in der Landschaft steht die zum Teil bereits erfolgte und für die kommenden Jahre geplante Senkung der Flughafengebühren. Auch wenn eine solche Senkung aus anderen Gründen erfolgt, wirkt sie dennoch als sozusagen negative CO2-Abgabe, d.h. als Anreiz zum Fliegen.
Vielleicht könnte man einmal Flugpassagiere/innen fragen, was sie von einer Klimaabgabe halten. Aus dem Flugzeug sieht man nämlich auch gut auf den Planeten runter, auf all das, was wir zu verlieren haben. Oder würden die Ratsmitglieder aus den Antwortformularen einfach wieder Papierflieger falten?
Ich fliege ca. 6x/Jahr nach UK, um meine Enkelkinder zu hüten (Tochter 100% berufstätig). Bahn leider nicht praktikabel. Ich flog schon (immer mit swiss) für unter 200 CHF retour, was lächerlich ist. Natürlich befürworte ich Flugsteuer, bis zu 20%. Sonst fliege ich aus Prinzip nicht. Was ist bloss los mit der FDP…
P.S. Und Monika Bütler’s Artikel damals mit Vergleich Kinder-Tagesstrukturen UK – Zürich (zugunsten UK) war super!
Herzlichen Dank für den aufmunternden Kommentar! Wir wollen ja den Enkelkindern noch in die Augen schauen können.
UB
so ist es. fliegerei zu subventionieren und zu bevorzugen ist irrsinn. welchen nutzen haben billifflüge nach barcelona? schweizer exporthilfe für spanien?
Grüne Volksinitiative „Klimaabgabe auf Flugtickets“ JA
Der Flugverkehr sollte den anderen Verkehrsträgern gleichgestellt werden. Die derzeit niedrigen Preise sind möglich durch einseitige Steuerbefreiungen z. B. von der Mineralöl- und der Mehrwertsteuer. Die Preise spiegeln die Umweltkosten nicht wider, ganz im Gegenteil wird der Flugverkehrssektor staatlich subventioniert. Zurzeit werden die sozialen und ökologischen Folgekosten des Flugverkehrs von der Gesellschaft getragen. Diese Kosten sollten in die Flugpreise internalisiert werden, um das Verursacherprinzip durchzusetzen. Steuern und Abgaben im Flugverkehr unterstützen die Erfüllung der Verpflichtungen des Kyoto-Protokolls, indem sie zur Umsetzung der drei oben genannten Strategien beitragen. Die Einnahmen aus Steuern und Abgaben im Flugverkehr können für die Reduktion anderer Steuern (z.B. Besteuerung von Arbeit) und/oder die Finanzierung von Umweltschutzmassnahmen oder Effizienzsteigerungen genutzt werden.