Inke Nyborg
Hinter dieser Tür im Adventskalender verstecken sich die Türen der Bibliotheken. Heute an diesem Tag vor über 400 Jahren (genau gesagt, im Jahr 1609) öffnete die Mailänder Biblioteca Pinacoteca Accademia Ambrosiana als zweite Bibliothek nach der Bodleian Library in Oxford ihren Leseraum für das Publikum. Ihre Türen für das allgemeine Publikum zu öffnen, waren grosse, gewagte Schritte für die alten, ehrwürdigen Bibliotheken. Ihre Hauptaufgabe war es in erster Linie, Schriften und Texte zu bewahren, nur in zweiter Linie war die Zugänglichkeit von Bedeutung. Zugang und Einsicht der Bücher war oftmals und eine lange Zeit nur einer ausgewählten Schicht der Bevölkerung vorbehalten. Mit der Digitalisierung von Bibliotheksbeständen seit den 1990er Jahren hat sich sehr viel verändert. Darunter hervorzuheben sind Bibliotheken, die zuvor besonders schwer zugänglich für das allgemeine Publikum waren, wie zum Beispiel die Vatikanische Apostolische Bibliothek.
Für diesen Tag im Advent möchten wir Ihre Augen auf die Ausstellung (noch bis zu dem 13. März 2012) der British Library zu den Royal Manuscripts – The Genius of Illumination richten. Unter diesen Manuskripten befindet sich ein besonderer Fund für die Adventszeit, ein Reiseführer für Jerusalempilger aus dem dreizehnten Jahrhundert. Dieser wurde aufgezeichnet und illustriert, mit Anmerkungen für jede einzelne Etappe des Weges, von einem der bekanntesten frühen Kartenschreibern, dem Benediktinermönch der St. Albans Abbey, Matthew Paris (c. 1200-1259). Interessanterweise ist Matthew Paris diesen über 5000 km langen Weg nie selbst gegangen. Auf diesem Link können interessierte Leser den Fussweg von London nach Jerusalem mit dem Finger auf den Karten von Matthew Paris nachzeichnen.