Die erstaunliche Volatilität der Euro-Inflation

Urs Birchler

Der neue Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, leitet heute seine erste Ratssitzung. Er ist nicht zu beneiden. Die EZB ist die einzige Institution innerhalb der EU, die über die notwendigen Mittel verfügt und rasch handeln kann (ohne Volksabstimmung). Ohne sie ist die Krise nicht lösbar. Gleichzeitig ist Draghis grösstes Kapital sein Ruf, als Italiener der beste Deutsche zu sein, d.h. für monetäre Disziplin einzutreten.

Draghi steht damit vor einem fast unlösbaren Dilemma: Monetäre Disziplin mit dem Risiko des wirtschaftlichen Absturzes oder Blankocheck mit dem Risiko einer Inflation. Wie heikel die Lage ist, wird auch sichtbar an der Grafik der EURO-Inflationsrate. Zwar trifft es zu, dass der scheidende Präsident der EZB, Jean-Claude Trichet, das Inflationsziel von 2% pro Jahr im Durchschnitt recht gut getroffen hat. Doch hinter dem Durchschnitt verstecken sich zackige Ausschläge. Die Inflation kann — obwohl sie im Durchschnitt aus 17 Ländern berechnet wird — innert Jahresfrist um 4 Prozentpunkte fallen und in den folgenden beiden Jahren wieder ansteigen. Kurz: Monetäre Disziplin kann rasch in den Sog einer Deflation führen, Krisenbekämpfung über die Notenpresse rasch in eine Inflation münden. Povero Draghi!

Grafik: Inflationsrate im Euro-Raum

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