Die Presse von heute will wissen, der Präsident des Direktoriums der SNB, Philipp Hildebrand, habe im Bundesrat die Möglichkeit eines Falls des Euro auf 50 Rappen erörtert. Ich war nicht dabei, möchte aber doch eines klarstellen. Was Philipp Hildebrand immer gesagt haben mag: Diese 50 Rappen sind sicher keine Prognose. Bitte also keine Panik im Devisenhandel. Eine Regierung muss sich natürlich auch auf Extremszenarien gefasst machen; in diesem Sinne ist die Frage „Was tun wir, wenn der Euro auf X fällt?“ wichtig. Der Bundesrat muss eine Antwort haben. Die Frage sollte aber nicht Anlass sein, den Euro auch gleich mit X zu bewerten.
Bekanntlich bin ich kein Euro-Romantiker und habe den Euro sogar einmal als „langfristig unhaltbar“ bezeichnet. Gemeint war, dass der Währungsverbund mit den heutigen Mitgliedländern irgendwann reissen wird oder aber den Frieden und/oder Demokratie in Europa zerstört (Ungarn beispielsweise ist auf bestem Weg). Dazu stehe ich nach wie vor. Bloss bedeutet ein Auseinanderbrechen der Währungsunion nicht unbedingt eine Schwächung des Euro. Wenn die schwachen Länder ausscheiden, kann der Euro sogar härter werden.
Also nochmals: 50 Rappen sind ein Szenario unter vielen, keine Prognose.
Keine weiteren Euro-Spekulationen der SNB!
1 Euro = 50 Rappen ist tatsächlich ein unwahrscheinliches Szenario. Doch in welche Richtung sich der Eurokurs auch bewegen mag, die SNB soll sich auf keinen Fall nochmals solchen Spekulationsrisiken aussetzen, wie sie das letztes Jahr durch den kauf dutzender Milliarden Euros gemacht hat. Auf den Buchverlusten dazu sitzen wir bekanntlich zur Zeit. Ich konnte und kann nicht verstehen, wieso die SNB-Verantwortlichen geglaubt haben, sie könnten durch diese – im Gesamtzusammenhang kleine – Marktintervention den Eurokurs nachhaltig, also für lange Zeit stützen. Ist es heute nicht gängige Finanzmarktlehre, dass solche Käufe, wenn überhaupt, dann nur kurzfristige und bescheidene Kursveränderungen bewirken?
Zudem: Es ist meines Wissens nicht die primäre Aufgabe der SNB Währungskurspflege zu betreiben, sondern die Preisstabilität im Inland zu erhalten. Hoffen wir also, dass wir die vielen Milliarden Euro mit der Zeit am Markt irgendwie wieder losbringen – wenn nicht mit Gewinn, so wenigstens mit möglichst wenig Verlust.