Eine Universitätsausbildung ist teuer und die Finanzierung umstritten. Grossbritannien’s liberaldemokratischer Wirtschaftsminister Vince Cable schlägt eine Akademikersteuer anstelle von Studiengebühren vor. Diese Steuer würde von Universitätsabgängern ab ihrem Eintritt ins Erwerbsleben bezahlt. Spontan fällt mir da nur ein, dass es eine solche eigentlich schon gibt – die normale Einkommenssteuer. Eine Akademikersteuer verringert den Anreiz zu einer Hochschulbildung. Um die Steuer zu umgehen, könnten Absolventen auswandern („brain drain“). Das nationale Bildungsniveau wäre tiefer. Was halten Sie davon?
Obwohl ich eine Akademikersteuer auch nicht für tauglich halte, ist die Gleichung Akademikersteuer = Einkommensteuer dennoch falsch (und polemisch). Nicht wenige Nicht-Akademiker, die ihre Ausbildung grösstenteils aus der eigenen Tasche bezahlen, erzielen ebenfalls ein hohes Einkommen (z.B. viele Kleinunternehmer, KV bei einer Bank). Auf der anderen Seite gibt es viele Akademiker, die relativ tiefe Einkommen erzielen, weil ihre Studienrichtung auf dem Markt gar nicht nachgefragt wird (viele Sozialwissenschaftler).
Die einfachste und fairste Lösung ist meines Erachtens eine Kombination aus höheren Studiengebühren und zinslosen Darlehen. Was daran „unsozial“ sein soll, will mir nicht so recht einleuchten.
Höhere Studiengebühren zusammen mit zinslosen Darlehen können in dem Sinne „unsozial“ sein, dass Akademiker mit tiefen Einkommen relativ mehr für ihr Studium bezahlen müssten als Absolventen mit sehr hohen Löhnen. Eine progressive Akademikersteuer würde dieses Problem umgehen. Bei einer solchen Steuer bezahlten Grossverdiener allerdings viel mehr für ihre Ausbildung, als sie tatsächlich gekostet hat.
Eine Universitäts- oder Fachhochschulausbildung ist heute wichtiger als früher (einen Ospel, der vom KV-Lehrling zum Verwaltungsratspräsidenten der UBS aufgestiegen ist, wird es seltener geben) – einerseits lässt sich dies durch gestiegene (technische) Anforderungen erklären und andererseits durch die höheren Universitätsquoten (die „besten“ eines Jahrgangs studieren heute). Durchschnittseinkommen von Universitätsabgängern sind signifikant höher als solche ohne Universitätsabschluss (die Frage ist, ob dies durch Ausbildung oder durch höhere Begabung erklärt werden kann) – relevant wäre aber natürlich die Verteilung der Einkommen nach Bildungsniveau (kennt jemand eine gute Studie dazu?).
Zum Thema: Ein neues Paper von Chetty et al („How Does your Kindergarten Classroom Affects Your Earnings?“) findet, dass die Qualität von KindergärtnerInnen einen grossen (positiven) Einfluss auf die späteren Einkommen der SchülerInnen hat.