In einem interessanten Buchkapitel* (mit exzellenten Grafiken) argumentiert Andrew Haldane – der Geschäftsführer für Finanzstabilität der Bank von England – , dass der volkswirtschaftliche Beitrag der Banken überschätzt wird und die jüngsten Gewinne weniger ein Wunder als viel mehr eine Fata Morgana sind.
Die Bruttowertschöpfung des Bankensektors wird üblicherweise berechnet als Differenz zwischen dem effektiven Zinssatz und einem Referenzzinssatz, multipliziert mit ausstehenden Forderungen. Nach Haldane widergibt dies ein falsches Bild, da diese Definition die reine Risikoübernahme als Wertschöpfung betrachtet und nicht risiko-bereinigt ist. Der wahre Beitrag des Finanzsektors für eine Volkswirtschaft ist die akkurate Bewertung und Bepreisung von Kredit- und Liquiditätsrisiken. In diesem Bereich haben viele Banken schlecht abgeschnitten.
Die üblichen Schätzungen zeigen auch ein überdurchschnittlich hohes Produktivitätswachstum des Bankensektors über die letzten 20 Jahre. Dies widerspiegelt sich in gestiegenen Löhnen und Eigenkapitalrenditen. Haldane erklärt dies damit, dass Banken höhere Risiken eingegangen sind. Nicht nur die Bruttowertschöpfung, sondern auch die Gewinne der Banken erschienen rosig aufgrund einer Falschbemessung von Risiko.
Was bis vor wenigen Jahren eine sprudelnde Geldquelle zu sein schien, erweist sich im Nachhinein zumindest teilweise als Fata Morgana.
Ich danke Urs für seinen Tipp. Haldane’s Artikel wird auch in der Buttonwood-Kolumne im Economist besprochen.
* Erscheint im Buch „The Future of Finance: The LSE report“.