Muttersprache Schweigen

Vor Jahren hatte ich eine Sitzung mit einem Tessiner Bankier. Ich fragte ihn, ob er lieber Englisch, Deutsch oder gar Italienisch spreche. Das sei ihm egal, erwiderte er, „früher war unsere Muttersprache Schweigen“. Ich habe oft an ihn gedacht, zuletzt wieder im Zusammenhang mit der faktischen Staatsgarantie der Grossbanken. Alle Welt redet davon — nur die Banken selber nicht, obwohl sie den Schlüssel zur Lösung des Problems in der Hand hätten. Ich erwähnte das kürzlich im Interview mit NZZ Online (siehe Eintrag vom 15. Januar 2010).

Heute nimmt NZZ Online den Faden wieder auf unter dem Titel „Too big to remain silent“. Der Journalist, Marco Metzler, hat nachgefragt. Die Banken haben geantwortet. Leider in ihrer Muttersprache. Man muss kein Sherlock Holmes sein, um das Schweigen der Banken zu verstehen.

Dr. Watson: „Der Hund hat doch gar nicht gebellt.“ —

Sherlock Holmes: „Eben“.

Woraus er schloss: Der Hund hatte ein Stück Fleisch im Mund (Sir Arthur Conan Doyle, Silver Blaze (1892)).

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